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Steirische Geheimtipps – mehr als nur Sauvignon

Steirische Geheimtipps – mehr als nur Sauvignon
Copyright Weingut Wohlmuth

Steirische Winzer sind für ihren Sauvignon blanc berühmt, haben aber noch andere Pfeile im Köcher. Und sie demonstrieren, was Lagerfähigkeit bedeuten kann: Riesling vom Sausal ist ebenso auf Alterung angelegt wie Traminer aus Klöch. Mit langer Maischegärung wird an vielen Ecken experimentiert, und sogar der Blaue Wildbacher kann zu interessantem Wein mutieren, ohne seine Säure zu verleugnen.

Von Schloss Kapfenstein hat man einen grandiosen Ausblick über die Steiermark. Über einen kleinen Teil der Steiermark, um genau zu sein. Über eine der interessantesten und vielfältigsten Weinbaugegenden Österreichs, um ganz präzise zu werden.

Das Image als Sauvignon-blanc-Region wollen viele Winzer nämlich gern mit anderen Ausweisen ihres Leistungsvermögens ergänzen. Dass komplexe Aromatik auch aus einer ganz anderen Rebe gewonnen werden kann, zeigt man beispielsweise auf Schloss Kapfenstein, wo man nicht nur im nostalgisch anmutenden Fürstenzimmer übernachten und Backhendlsalat samt Kürbiskernöl verspeisen, sondern auch Traminer verkosten kann.

Auf einen Blick: Neun steirische Ausnahmewinzer

Winzer Georg Winkler-Hermaden erntet die Trauben mal von sandig-kiesigen Lagen am Kapfensteiner Kogel, dann wieder von vulkanisch geprägten Böden des einstigen Gräflich Stürgkh’schen Besitzes in Klöch. Der Name Vulkanland ist nicht zufällig gewählt, doch auch die Kellertechnik trägt das Ihre zum Charakter der Weine bei.

Traminer und Gewürztraminer, also die neutralere und die würzigere Spielart derselben Rebsorte, werden hier mal im 300 Liter beinhaltenden Fass aus Kapfensteiner Eiche gereift, mal klassisch und mit etwas Restsüsse im Stahl vinifiziert, mal sogar als Orange-Traminer in der Amphore ausgebaut.

Orange und fast orange

Apropos orange: Die etwas andere Weinbaumethode scheint in Mode zu kommen in der Steiermark. Exzessiv wird sie allerdings selten angewandt, dient meist nur als Ergänzung der herkömmlichen Weinbautechnik. Auch Sepp und Maria Muster protzen nicht mit der ausgiebigen Maischegärung, die sie einem Teil ihrer Weine gönnen, beispielsweise der „Erde“, einer Cuvée aus Sauvignon Blanc und Morillon, wie in diesem Teil Österreichs der Chardonnay heisst.

Als die Musters 2001 begannen, hatten sie schon klare Vorstellungen, was sie von den Kalkmergel-Böden der Südsteiermark gewinnen wollten. Nach wie vor ist Sauvignon ihre bekannteste Sorte, doch der als Geheimtipp geltende Muskateller, neben Traminer und Sauvignon die dritte Aromasorte der Steiermark, holt bereits auf. Orange ist dieser Wein zwar nicht, aber spontan vergoren und bloss minimal geschwefelt, besitzt eine dem Muskateller nur selten zu bescheinigende Komplexität.

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Wie Muster geht auch das Weingut Strohmeier an die Grenzen: Mit Schilcher hat sich der Betrieb in der Weststeiermark einen Namen gemacht, also mit jener Spezialität, der ihrer exzessiven Säure wegen ein Nischendasein bis in alle Ewigkeit beschieden ist. Christine und Franz Strohmeier können aber nicht nur mit dem reschen Blauen Wildbacher in stiller oder schäumender Version, sondern auch mit anderen Reben umgehen, mit Marketing sowieso. Den Oberbegriff ihrer Experimentalweine („Trauben, Liebe und Zeit“) mag man kitschig finden, englische Etikettenaufschriften wie „pleasure is in this bottle“ albern, doch anerkennswert sind ihre Experimente immer.

Etwa der „Wein der Stille“ aus Sauvignon, Chardonnay, Muskateller und Weissburgunder, ein Jahr auf der Maische ausgebaut. Dass sich so was anschliessend ohne Probleme eine Weile weglegen lässt, ist so gut wie garantiert.

Zeit lassen kann man sich auch bei den berühmten Grauburgundern von Hannes Harkamp (nach 20 Jahren blühen sie oft erst richtig auf) oder den Zweigelts von Frauwallner aus Straden im Vulkanland. Rotwein und Steiermark? Muss sich herumsprechen, sollte es auch.

Riesling à la Wohlmuth

Gerhard und Gerhard Josef Wohlmuth
Gerhard und Gerhard Josef Wohlmuth

Was die reifen Weine angeht, in rot wie weiss, macht Gerhard und Gerhard Josef Wohlmuth niemand so schnell etwas vor. Ein Pinot gris namens Gola aus 2006 beginnt gerade erst, interessant zu werden, der Pinot noir Altenberg aus der Ernte 2004 macht seinem Ruf als einer der besten österreichischen Spätburgunder des Jahrgangs alle Ehre.

Bei den Sauvignons von Steinriegel, Edelschuh und Hochsteinriegel muss sich erst recht niemand Sorge zu haben, einen überalterten Wein zu erwischen. Doch das Interesse der Winzerfamilie aus Kitzeck im Sausal gehört auch ganz anderen Sorten. Gerade haben die Wohlmuths erneut Chardonnay ausgepflanzt und in einer Parzelle im Steinriegl sogar das eingegraben, was die wenigsten Geniesser mit der Steiermark in Verbindung bringen, was man eher von deutschen Weinbergen oder der Wachau erwartet.

Wohlmuths Riesling aus der Lage Edelschuh aber ist ein Klassiker, der manchmal an die besten trockenen Moselrieslinge denken lässt. Wie jene stammt er aus einer extrem steilen Schieferlage, profitiert vom warmen Kleinklima, wird spontan vergoren und langsam ausgebaut.

Doch ganz Mosel ist er doch nicht: Die Zitrus- und Zitrusschalenaromen irritieren, lassen für Sekunden ans Elsass denken und einen dann ratlos zurück. Am Schluss wird klar, wie eigenständig diese Abfüllung ist, wie unvergleichlich, wie salzig, wie intensiv. Und wie günstig er immer noch zu haben ist, vergleicht man seinen Preis mit dem von Weltklasseweinen der übrigen legendären Anbaugebiete Europas.

Neun steirische Ausnahmewinzer

Weingut Wohlmuth, www.wohlmuth.at

Weingut Winkler-Hermaden, www.winkler-hermaden.at

Weingut Frauwallner, www.frauwallner.com

Weingut Muster, www.weingutmuster.com

Weingut Strohmeier, www.strohmeier.at

Weingut Gross, www.gross.at

Weingut Hannes Harkamp, www.harkamp.at

Weingut Ploder-Rosenberg, www.ploder-rosenberg.at

Weingut Hannes Sabathi, www.hannessabathi.at

Über den Autor

Wolfgang Faßbender ist seit 25 Jahren als freier Journalist in den Bereichen Wein und Gastronomie tätig. Der gebürtige Leverkusener hat mehr als 80 Bücher geschrieben oder herausgegeben, arbeitet für viele Zeitschriften und mehrere Zeitungen, testet sich als Restaurantkritiker durch die Welt.

Er pendelt zwischen seinen Wohnsitzen im Rheinland und Zürich.

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