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Ernte 2013 – Für jetzt oder für die Ewigkeit

Ernte 2013 – Für jetzt oder für die Ewigkeit
Copyright iStockphoto @AM-C

Langsam sieht man klarer auf die vergangene Ernte in Deutschland. Je nach Region und Winzerfähigkeiten fällt der Blick allerdings schon mal betrüblich aus. Die Grossen Gewächse des Jahrgangs 2013 sind entweder zum raschen Konsum gemacht oder voller Klasse und Langlebigkeit. Rieslinge von der Nahe, kraftvolle Silvaner aus Franken, aber auch die Spitzen aus Rheingau, Rheinhessen und Pfalz dürften noch in 20 Jahren Begeisterung entfachen.

Wie schwierig der letzte Jahrgang in vielen deutschen Weinbergen ausgefallen ist, weiss nur, wer persönlich dabei war. Die Fäulnis setzte nach Regenfällen bisweilen binnen kürzester Zeit ein, und wer nicht täglich einschritt und seine Leseteams zum Rausschneiden des unbrauchbaren Materials schickte, erntete nichts, woraus sich mehr als ordentlicher trockener Wein machen liess.

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Selbst mit allen zur Verfügung stehenden Mühen war es in manchen Regionen kaum möglich, anständige Grosse Gewächse zu erzeugen. Teile der Mosel mussten in dieser Hinsicht einen Abschreiber tätigen, auch der Saar ging es nicht besser – selbst wenn im Anbaugebiet Mosel verblüffend gute Süssweine entstanden, selbst wenn das Weingut Heymann-Löwenstein ein paar spannende durchgegorene Spitzen vorstellte.

Anderswo waren zumindest teilweise feine Weine drin, und manchmal passte auch alles zusammen, dann waren zwar die Mengen klein, aber die Qualitäten gross. Sorgfältig aussuchen freilich muss man, was die Grossen Gewächse angeht, das machte auch die Präsentation des Verbandes der Prädikatsweingüter in Wiesbaden deutlich. Der Jahrgang 2013 ist einer für Kenner.

Wenig Überflieger

An der Nahe, die eigentlich in jedem Jahr mit oder exklusiv die besten Rieslinge Deutschlands hervorbringt, musste man die Brötchen ein bisschen kleiner backen als 2012. Viele der 2013er Spitzen fielen in der Vorzeigeregion knackiger trockener Rieslinge nicht ganz so strahlend aus wie in den meisten Jahren zuvor, manche Weine wirkten hefig und unfertig, liessen den Zeitpunkt der Präsentation – Ende August 2014 – hinterfragen.

Weshalb muss ein Grosses Gewächs, das erkennbar nicht im Bestzustand ist, eigentlich der Öffentlichkeit vorgestellt werden? Warum ist es undenkbar, ein Jahr zu warten und dann mit einem kompletten Wein zu überzeugen?

Klarer und zugänglicher gerieten die meisten Weine aus Rheinhessen: Wittmann bot gewohnte Klasse, Wagner-Stempel eigenwilligen, interessanten Riesling. Zum Nachdenken gedacht waren auch einige Weine, die aus dem Rheingau vorgestellt wurden. Nach wie vor ist die Gegend zwischen Hochheim und Lorch eine der heterogensten in der Bundesrepublik, bietet Grossartiges wie Enttäuschendes. Während einige Winzer es Jahr für Jahr schaffen, Grosse Gewächse in atemberaubender Präzision zu keltern – das Weingut Weil oder August Kesseler –, kommen andere nie über Mittelmässigkeit hinaus und gehören aus dem VDP entfernt.

Zumindest gibt es Experimente: Ress und von Oetinger probieren manches, und das Weingut Spreitzer, lange bekannt für bemerkenswerte Qualitäten, hat teilweise sogar seine Vinifikation geändert; ein St. Nikolaus verblüffte bei der Verkostung in Wiesbaden mit dramatischer Würze, die auf Maischestandzeiten zurückzuführen sein dürfte. Weniger extravagant, aber klassisch und ausgezeichnet: die beiden Grossen Gewächse von Prinz in Hallgarten.

Herausragendes war auch in der Pfalz nicht gerade an der Tagesordnung – die Weine von Christmann überzeugten sehr, anderes fiel gegenüber 2012 leicht ab – und in Baden erst recht selten.

Silvaner mit Überraschungen

Was bei all den vielen nach vorn drängelnden Rieslingen bisweilen in den Hintergrund rückt, sind Silvaner, Weiss- und Grauburgunder. Während die hellen Burgundersorten diesmal nur in sehr wenigen Fällen begeistern konnten, waren unter den fränkischen Silvanern tolle Ergebnisse zu bestaunen.

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Wirsching und das Juliusspital hinterliessen einen lobenswerten Eindruck, Paul Weltner begeisterte, auch die Produkte von Rudolf May und Ludwig Knoll boten einiges. Kraft und eine die Fülle balancierende Säure machen die besten fränkischen Silvaner des vergangenen Jahres zu Weinen, die man garantiert für lange Zeit in den Keller legen kann. Weiss Gott, dass man solches nicht von allen 2013ern behaupten kann!

Besonders empfehlenswerte Grosse Gewächse 2013 sind bei folgenden Winzern zu haben:

Rheingau
Weingut Prinz, www.prinz-wein.de
Weingut Kesseler, www.august-kesseler.de

Franken
Weingut Weltner, www.weltnerwein.de
Weingut Rudolf May, www.weingut-may.de

Rheinhessen
Weingut Wittmann, www.weingutwittmann.de
Weingut Wagner-Stempel, www.wagner-stempel.de

Pfalz
Weingut Christmann, www.weingut-christmann.de

Mosel
Weingut Heymann-Löwenstein, www.heymann-loewenstein.com

Über den Autor

Wolfgang Faßbender ist seit 25 Jahren als freier Journalist in den Bereichen Wein und Gastronomie tätig. Der gebürtige Leverkusener hat mehr als 80 Bücher geschrieben oder herausgegeben, arbeitet für viele Zeitschriften und mehrere Zeitungen, testet sich als Restaurantkritiker durch die Welt.

Er pendelt zwischen seinen Wohnsitzen im Rheinland und Zürich.

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