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Vier Länder gegen das Winzersterben

7. June 2017 12:47

ÖSTERREICH (Krems) – Österreich, Italien, Ungarn und Griechenland haben ein gemeinsames Problem: Immer mehr Winzer stellen den Betrieb ein. Projektpartner aus allen vier Ländern wollen den Gründen dafür auf die Spur kommen und gleichzeitig Abhilfe schaffen, indem sie die Winzer beim Modernisieren ihrer Unternehmen unterstützen.

Von Ruth Preywisch

Albert Franz Stöckl, Leiter des Studienganges International Wine Business an der Fachhochschule IMC Krems, beobachtet das Phänomen Winzersterbens schon länger. Allein in Österreich hat sich die Zahl der Traubenproduzenten in den letzten 15 Jahren halbiert und auch die Zahl der Flaschenabfüller ist stark gesunken. Vor allem Nebenerwerbswinzer und kleine Familienbetriebe geben auf.

Unterstützung rund um’s Wein-Business für Winzer aus Österreich, Ungarn, Italien und Griechenland
Unterstützung rund um’s Wein-Business für Winzer aus Österreich, Ungarn, Italien und Griechenland

Und das betrifft nicht Österreich alleine, in Italien, Ungarn und Griechenland sieht es ähnlich aus. Die frei werdenden Rebflächen werden meist aufgekauft, was die neuen Besitzer vor grosse Herausforderungen stellt. Ein wachsender Grossbetrieb ist gänzlich anders zu führen und zu vermarkten, als ein kleiner. Und viele der verbleibenden Winzer haben zwar eine gute Ausbildung, ihr Wissen ist aber keineswegs auf dem neuesten Stand.

Stöckl hat deshalb eine Initiative ins Leben gerufen, mit der eine internationale Wissens- und Weiterbildungsplattform für Winzer entwickelt werden soll. Gemeinsam widmen sich die Projektpartner aus den vier Ländern neuen Perspektiven und Ansätzen, Methoden in der Weinbereitung, und der Frage, wie man Innovation im Betrieb fördert. Auch Neuerungen im Bereich Marketing stehen auf dem Programm. All das käme im Tagesgeschäft einfach viel zu kurz, fasst Stöckl seine Idee zusammen.

Hier soll das EU-Projekt “Wine Lab” eingreifen. In der mit knapp einer Million Euro geförderten Initiative erheben Stöckl und Kollegen die thematischen Wünsche und Bedürfnisse nach Weiterbildung unter den Winzern. Aus diesen Ergebnissen soll dann ein spezielles Weiterbildungsangebot entwickelt werden, von dem Winzer und Weinvermarkter aus allen vier Ländern profitieren können.

Erste Ergebnisse zeigen, wo es bei den Weinproduzenten brennt: Die Themen reichen vom Einsatz neuer Methoden für den Weinbau über Pflanzenschutzwissen und Kriterien für den biologischen Weinbau bis hin zur Energieeffizienz in der Kellerwirtschaft und neuen Marketingstrategien. Im neuen Erasmus-plus-Projekt profitieren alle Projektpartner vom Spezialwissen der anderen. So verfügt Griechenland, genauer die Universität, über eine besondere Expertise in der Kellertechnik.

Italien bringt Fachwissen im Bereich Pflanzenschutz ein, einem besonders sensiblen Bereich. Aus Ungarn sind die Experten der Pannonischen Universität in Veszprém am Plattensee mit an Bord, die sich auf die Verknüpfung von Tourismus, Verkauf und Marketing spezialisiert haben. Österreich wiederum bringt in die Weiterbildungsinitiative Wissen über Energieeffizienz ein. Und gilt als Vorreiter im biologischen Weinbau.

Gemeinsam wollen die Projektpartner den heimischen Winzern helfen, gegen die starke Konkurrenz aus Spanien, Frankreich und den Überseeländern zu bestehen. Dabei liegt ein Grossteil der Faszination am Wein gerade auch in der Vielfalt, deren Erhalt sich die Projektpartner verschrieben haben.

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