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Wine Summit MUST – Fermenting Ideas Teil 1

Wine Summit MUST – Fermenting Ideas Teil 1
Copyright iStockphoto ClausAlwinVogel

Während die Portugiesen sich einen Verzicht auf verkorkte Flaschen bislang kaum vorstellen können, sind die Neuseeländer schon wesentlich weiter. Zum Glück!

Drei Tage lang traf sich die Weinwelt in einer der idyllischsten Küstenregionen Europas. In Estoril, ein paar Kilometer von Lissabon entfernt, diskutierten Sommeliers, PR-Experten und Journalisten über Natural Wine, rare Rebsorten oder die Zukunft des Weintourismus. Oder über das, womit man traditionell die Flaschen verschliesst: den Kork.

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Dass ausgerechnet ein Vertreter des grössten portugiesischen Korkproduzenten Amorim die Rede hielt, kann man entweder als unglücklich bezeichnen oder als logisch.

Fortschritte beim Kampf gegen den Muff

Tatsächlich wusste Miguel Cabral einiges zu berichten über die Bemühungen, die man in Portugal der Verbesserung des Flaschenkorks widmet. Schwachstellen habe man ausgemerzt, die Verunreinigung mit dem berüchtigten, muffige Aromen verursachenden Stoff 2,4,6-Trichloranisol, kurz TCA, im Griff.

Tatsächlich ist das grösste Problem der Industrie in überschaubare Bahnen gelenkt worden, nicht nur bei Amorim, sondern auch bei anderen Herstellern der kleinen, zylindrischen Verschlüsse. Werden die Korken einzeln auf Schad-Moleküle überprüft, haben Winzer und Weintrinker sogar eine hundertprozentige Garantie, dass TCA nicht vorhanden ist.

Ein Fortschritt, denn für Jahre gingen Experten davon aus, dass zwei, drei oder gar fünf Prozent aller Korken verdorben sein könnten; Millionen von Litern an Wein landeten im Ausguss.

Phenole sind auch ein Problem

Doch sind damit alle Sorgen vertrieben, alle Probleme gelöst? Wenn es nach Miguel Cabral ging, dann ja. In Estoril referierte der Wissenschaftler darüber, dass alle anderen Verbindungen, die im Kork gefunden würden, harmlos seien. Es handele sich um jene Phenole, die auch in Fässern vorkämen, schliesslich sei der Kork ja auch nichts anderes als Holz, werde aus der Rinde der Korkeichen gewonnen.

Dieser Feststellung wird niemand widersprechen, doch muss man sich fragen, ob nicht genau dies zum Grundproblem für jene Weine wird, die nicht oder teilweise im Holz ausgebaut werden, die keine Barriquewürze besitzen, sondern die klare Frucht der Rebsorte oder die mineralische Art des Terroirs. Thematisiert wurde dies leider nicht.

Schraubverschluss und andere Lösungen

Der Korken ist der traditionelle Verschluss
Der Korken ist der traditionelle Verschluss

Auf der MUST wurde stattdessen ganz zu Recht darauf hingewiesen, dass auch die Alternativen des Korks problematisch sein können.

Ausläufer etwa gebe es auch bei Kunststoffkorken und Schraubverschluss, berichtete der Referent. Der Glasverschluss sei für ihn sogar die schlechteste Möglichkeit, Flaschen zu verschliessen.

Genau da aber zeigte Amorim-Vertreter Cabral, dass er einen keineswegs unparteiischen Blick auf die Weinszene wirft. Zwar werden sich weder Schraub- noch Glasverschluss durchsetzen, weil sie zu kompliziert, zu teuer oder zu unattraktiv sind, doch die bislang gemachten Erfahrungen überzeugen.

Und beim Schrauber sind sie sogar besonders positiv, schliesslich verschliessen Tausende von Winzern ihre Weine mit diesem technischen Verschluss.

Probleme wie einen maskierten Duft, wie Ausläufer oder Beschädigungen gibt es zwar auch, doch sind sie nach allen Erfahrungen beherrschbar.

Franken und Neuseeland: Vorreiter der korkfreien Weine

Es wäre durchaus spannend gewesen, wenn ein Vertreter der neuseeländischen Weinindustrie seine Ansicht beigesteuert hätte auf der MUST Fermenting Ideas. In dem Inselstaat auf der anderen Seite der Erde hat man nämlich über viele Jahre Erfahrungen mit dem Schrauber gesammelt, verschliesst heute die überwältigende Mehrheit aller Flaschen auf diese Weise.

Mit verkorkten Weinen, da sind sich die Neuseeländer weitgehend einig, wollen sie nichts mehr zu tun haben, die unnachahmliche Frucht ihrer Sauvignon Blancs und Pinot Noirs möglichst unverfälscht erhalten.

Ähnliche Bestrebungen sind, von der Korkindustrie misstrauisch beäugt, auch in anderen Teilen der Welt zu beobachten. Zahlreiche australische Winzer schwören auf den Schrauber, viele Österreicher tun es, die fränkischen Silvaner– und Riesling-Erzeuger haben zu grossen Teilen dem Korken Adieu gesagt.

Anderswo in der Weinwelt tut man sich dagegen noch schwer mit dem Abschied von der Tradition, belässt es zumindest bei den Spitzenweinen noch beim Naturkork. Eine Entscheidung, die eher aus emotionalen denn aus technischen Gründen nachzuvollziehen ist.

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2016 Sauvignon Blanc Private Bin, Villa Maria, Neuseeland (mit Schraubverschluss). 87 Punkte von 100 Punkten. Duftiger Sauvignon Blanc mit Noten von saftigen, noch nicht ganz reifen Stachelbeeren, Zitrus und Kräutern, eine absolut klare Frucht, straff, mit feiner Säure.

Über den Autor

Wolfgang Faßbender ist seit 25 Jahren als freier Journalist in den Bereichen Wein und Gastronomie tätig. Der gebürtige Leverkusener hat mehr als 80 Bücher geschrieben oder herausgegeben, arbeitet für viele Zeitschriften und mehrere Zeitungen, testet sich als Restaurantkritiker durch die Welt.

Er pendelt zwischen seinen Wohnsitzen im Rheinland und Zürich.

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