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Schwarzriesling – Achtung Verwechslungsgefahr!

Schwarzriesling – Achtung Verwechslungsgefahr!
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Mit dem Weissen Riesling hat der Schwarzriesling nicht das Geringste zu tun. Manche Winzer setzen deshalb eher auf den Namen Pinot Meunier, um ihre Kunden nicht über Gebühr in die Irre zu führen. Ganz verzichten wollen sie auf den Angehörigen der Burgunderfamilie aber nicht, denn die Ergebnisse können sich in den meisten Fällen schmecken lassen.

Riesling gibt es wie Sand am Meer. Echten natürlich, aber auch falschen. So streng nahm man es in früheren Jahrhunderten eben nicht mit den Sortenbezeichnungen, weshalb man wohlklingende Namen gern auf andere Varietäten übertrug.

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Riesling war schon im 18. Jahrhundert bestens beleumundet, weshalb niemand etwas dagegen hatte, auch einen eher unspannenden Welschriesling zu erfinden oder aus dem Goldriesling einen meist sehr langweiligen Wein zu keltern. Roter Riesling ist, um die Sache endgültig zu verkomplizieren, tatsächlich der Urriesling, aus dem sich die heute gebräuchliche Variante mit heller Beerenfarbe (Weisser Riesling) entwickelte.

Forschung und Geschichte

Warum der mit Weissem Riesling nicht im Geringsten verwandte Schwarzriesling so heisst, wie er heisst, lässt sich in freier Wildbahn beobachten. Die Beeren können tatsächlich eine deutlich dunkelblaue Tönung erreichen, was allerdings nicht im gleichen Masse auf die Weine durchschlägt.

Die sind, wie jene des Spätburgunders, vergleichsweise hell, sofern die Winzer nicht mit ausgiebiger Maischestandzeit oder anderen Methoden nachhelfen. Der französische Begriff Pinot Meunier («Pinot des Müllers») beschreibt eine andere Eigenschaft der Sorte. An den Triebspitzen befinden sich nämlich feine Haare, welche aus der Ferne an Mehlstaub erinnern.

Der Begriff Müllerrebe ist deshalb logisch und hat sich auch in Deutschland etabliert. Nachdem man übrigens viele Jahre glaubte, der Schwarzriesling wäre ein Abkömmling des Spätburgunders, spricht inzwischen vieles für eine ganz andere Theorie. Aus dem Schwarzriesling könnte sich, umgekehrt, der Pinot Noir entwickelt haben.

Champagner oder Baden-Württemberger?

In der Champagne zählt Pinot Meunier zu den drei wichtigsten Rebsorten
In der Champagne zählt Pinot Meunier zu den drei wichtigsten Rebsorten

Solches Hin und Her hat dem Wein zumindest in der französischen Region Champagne nie geschadet. Etwa ein Drittel der Rebfläche ist dort mit Pinot Meunier bepflanzt, viele Erzeuger schätzen die klassische Kombination aus den drei Sorten Schwarzriesling, Pinot Noir und Chardonnay.

Reinsortige Pinot Meuniers sind selten, können aber eigenständigen Charakter entfalten. In Zeiten des Klimawandels haben die früher in der Champagne hochgeschätzten Vorzüge allerdings an Bedeutung verloren. Die Müllerrebe ist nämlich anspruchslos, was den Standort angeht, eignet sich also auch für vergleichsweise kühle Lagen, reift zeitig.

Während die Schaumwein-Spezialisten der Grande Nation nach wie vor auf Schwarzriesling schwören, können die Winzer der restlichen Welt wenig mit ihm anfangen. In der Schweiz spielt er nur eine Statistenrolle, während er in den USA und in Australien zum festen Repertoire gehört, aber nie im Vordergrund agiert.

Deutschlands Erzeuger haben ihn in den letzten Jahrzehnten in bescheidenem Masse liebgewonnen, die Fläche stieg von 0,9 Prozent (1970) auf heute etwa zwei Prozent der Rebfläche. Vor allem die Württemberger schätzen ihn, auch in Baden und in der Pfalz hat man sich mit ihm angefreundet, während andere Anbaugebiete zögerlich agieren.

Rainer Schnaitmann, einer der profiliertesten Württemberger Winzer, hat einen bemerkenswerten Schwarzriesling im Programm, Thomas Seeger produziert in Baden sogar einen der spannendsten Weine dieser Sorte im Lande.

Doch niemand investiert ähnlich viel Zeit und Mühe wie Konrad Schlör aus dem badischen Weinort Wertheim-Reicholzheim. Ein Fünftel seiner Rebfläche ist mit der Müllerrebe bepflanzt, und aus ihm gewinnt er kraftvolle Rotweine mit festen Tanninen und erstaunlicher Frische.

Eleganz trifft Eleganz

Weil die Weine so verschieden ausfallen, sind pauschale Ratschläge, welche Speisen zu einem Schwarzriesling passen, schwierig. Beim Champagner kommt es auf den Ausbau der Grundweine und die Dosage an, beim Rotwein auf den Anteil an neuem Holz und die Reife der Trauben. Eleganz ist in jedem Fall die richtige Wahl, deftige Schmorgerichte oder sehr scharfe Speisen sind kaum angebracht.

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Pinot-Meunier-lastige Schaumweine können oft ein ganzes Essen begleiten, während badische und württembergische Prestige-Rote mit feinen Wildgerichten bestens zurechtkommen: Rehrücken mit Schupfnudeln gilt als exzellente Wahl. Eine dezent süsse Auslese aus Schwarzriesling, wie sie in Baden und Württemberg bisweilen in den Verkauf gelangt, harmoniert zudem mit Blauschimmelkäse oder Desserts auf der Basis von Waldbeeren.

Über den Autor

Wolfgang Faßbender ist seit 25 Jahren als freier Journalist in den Bereichen Wein und Gastronomie tätig. Der gebürtige Leverkusener hat mehr als 80 Bücher geschrieben oder herausgegeben, arbeitet für viele Zeitschriften und mehrere Zeitungen, testet sich als Restaurantkritiker durch die Welt.

Er pendelt zwischen seinen Wohnsitzen im Rheinland und Zürich.

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