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Mehr Störenfriede braucht die Region an der Mosel

Mehr Störenfriede braucht die Region an der Mosel
Copyright iStockphoto Kloeg008

In den vergangenen Jahren wurde viel vom Niedergang der Mosel berichtet, vom Rückgang der Rebflächen und von Wetterkapriolen. Immer öfter aber deutet sich an, dass die Region wieder auf der richtigen Spur ist – auch mit neuen Konzepten, jungen Winzerinnen und der richtigen Portion Mut zum Risiko.

Ein paar Lagen an der Mosel gibt es, in denen sind Flächen richtig teuer. Und in ein, zwei berühmten Weinbergen muss man gar nicht erst nachfragen. Parzellen im Bernkasteler Doctor stehen nicht zum Verkauf, und sowohl in der Brauneberger Juffer als auch im Piesporter Goldtröpfchen sind die Reben begehrt.

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Anderswo dagegen werden einem die Weinberge nachgeworfen. Ein Euro pro Quadratmeter ist keine Seltenheit, denn ausserhalb der Zentren will ja kaum noch jemand mehr in den steilen und steilsten Lagen schuften, in denen man sich schon an den Pfählen der Reben festhalten muss, um nicht hinunterzustürzen.

Die niedrigen Preise sind ein Desaster, über das niemand gern redet, denn vor 40, 50 Jahren haben die Eltern der heutigen Jungwinzer ein Vielfaches bezahlt; der Niedergang schmerzt.

Junge Winzer – Zukunft für die Mosel

Sonnenverwöhnte Trauben in voller Pracht
Sonnenverwöhnte Trauben in voller Pracht

Allerdings eröffnet er auch Chancen. Wer sich wirklich einlassen will auf das Spiel mit dem Bergsteiger-Abenteuer entlang der Mosel, hat viele Möglichkeiten. Um ein paar Weinberge zu pachten oder zu kaufen, einen Keller zu mieten und sich auf die erste Ernte vorzubereiten, bedarf es keiner dramatisch hohen Investitionen. Für Quereinsteiger wird es also spannend.

Daniel Vollenweider ist einer der Pioniere unter diesen Newcomern. Als er sich in Traben-Trarbach niederliess, vor beinah 20 Jahren, da tippte sich mancher Kollege an der Mosel noch an die Stirn. Ein Schweizer, der Wein machen wollte in einer Region, die ja nicht mehr zu sein schien, was sie mal war? Der sich nicht auskannte mit Riesling und Steillagen und dem, was man hier immer schon getan hatte? Ja, und es ging gut.

Vollenweider war erfolgreich, was den Nachbarn da und dort auch wieder nicht passte. Neid und Missgunst sind hier, an der Mittelmosel ebenso wie an der Terrassenmosel in Richtung Koblenz oder an Saar und Ruwer, an der Tagesordnung. Einsteiger werden häufig noch als Störenfriede wahrgenommen, welche die gewohnte Ruhe stören. Dass die Ruhe in manchen Gemeinden einer Friedhofsruhe gleicht, wird bisweilen hingenommen.

Bio oder so wie früher

Auf Vollenweider folgten andere. Solche, die sich ein eigenes Weingut aufbauten und andere, die in bestehenden Betrieben alles anders machten. Im Leiwener Weingut Carl Loewen ist derzeit schon die zweite Generation mit dem «Newcomen» beschäftigt. Karl Josef Loewen wollte schon vor vielen Jahren nicht den ausgetretenen Weg gehen, machte sich Gedanken, wie denn Riesling ganz früher gekeltert worden sein könnte.

Mit Maischestandzeiten und spontaner Gärung, lange im Holzfuder gereift und auf der Hefe ausgebaut. Sohn Christopher forciert, dank Auslandserfahrungen und Studium in Geisenheim, die Entwicklung. Im Weingut Kirsten dagegen hat man irgendwann begonnen, die Bewirtschaftung auf ökologische Prinzipien umzustellen – in erster Linie aus Qualitätsgründen.

Bernhard Kirsten hat sich auch mit seinen Schaumweinen einen Namen gemacht, beweist, wie sehr sich Moselweine zur Versektung eignen – wenn man denn alles richtig macht. Sebastian Oberbillig gilt im Trierer Weingut Deutschherrenberg zwar weniger als Sekt-Experte, aber ganz sicher als Spezialist für die Rekultivierung alter Weinberge: Das Deutschherrenköpfchen hat er vor ein paar Jahren gerodet und neu bepflanzt.

Zwei Frauen und ein paar Visionen

Doch was wäre herausfordernder, als ganz von vorne zu starten. So wie Janina Schmitt und Rebecca Materne, die sich in und um Winningen Weinberge besorgten, einen Keller mieteten und einfach von Neuem begannen.

Ihre Erträge sind winzig, die Qualitäten hoch – dass ein exzellenter trockener Moselwein auch 30 oder 40 Euro kosten darf, wenn er unter übermenschlichen Bedingungen aus der Steilstlage gewonnen wird, kann hier besichtigt werden.

So viel Geld nimmt Timo Stölben vom Weingut Zum Eulenturm noch nicht, doch er ist auf einem guten Weg. Die Briedeler Weinberge stammen zwar zum Grossteil von den Eltern, auch ein Keller ist vorhanden, doch wenn man als einziger dynamischer Winzer eines ganzen Ortes gegen die Behäbigkeit der Umgebung anrennen muss, ist das schon eine nicht zu unterschätzende Herausforderung.

Widerstände gibt es, nicht jedem gefällt die neue Dynamik. Störenfriede wie Stölben allerdings bräuchte die Mosel noch ein paar mehr.

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Empfehlenswerte Weingüter und Winzer an der Mosel:

Weingut Zum Eulenturm, www.zum-eulenturm.de
Weingut Kirsten, www.weingut-kirsten.de
Weingut Vollenweider, weingut-vollenweider.de
Weingut Carl Loewen, www.weingut-loewen.de
Weingut Materne & Schmitt, www.materne-schmitt.de
Weingut Deutschherrenhof, www.weingut-deutschherrenhof.de

Über den Autor

Wolfgang Faßbender ist seit 25 Jahren als freier Journalist in den Bereichen Wein und Gastronomie tätig. Der gebürtige Leverkusener hat mehr als 80 Bücher geschrieben oder herausgegeben, arbeitet für viele Zeitschriften und mehrere Zeitungen, testet sich als Restaurantkritiker durch die Welt.

Er pendelt zwischen seinen Wohnsitzen im Rheinland und Zürich.

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