Frag’ den Sommelier
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Die verschiedenen Flaschenformen beim Wein

4. January 2016 15:00

Warum gibt es verschiedene Flaschenformen beim Wein und lässt sich aus der Form der Flasche die Rebsorte erschliessen? (Frage von Erik. F. aus Frankfurt)

(Ina Finn) – Dafür muss ein wenig in die Geschichte zurückgeschaut werden. Im 17. Jahrhundert gab es noch keine Maschinen, die Flaschen formten, es waren alles mundgeblasene Flaschen von unterschiedlicher Grösse. Die Flaschen waren weitestgehend kugelförmig und mussten im Sand gelagert werden.

Erst später stellte man fest, dass Wein mit der Zeit besser wird und es ihm gut tut, ihn in liegender Position zu lagern. Daraus entstand die walzenförmige Flasche, in der die Flaschen liegend aufeinander gestapelt werden konnten. Erst in 19. Jahrhundert wurde dafür eine Maschine entwickelt, die Flaschen auch in einheitlicher Grösse fertigte.

Flaschenformen und Ihre Bedeutung - manchmal ein Mysterium
Flaschenformen und Ihre Bedeutung – manchmal ein Mysterium

Mit der Zeit entwickelten die klassischen Herkunftsgebiete ihre eigenen Flaschenformen, um sich voneinander zu unterscheiden. Im Burgund gab es die rundere und bauchigere Burgunderflasche, worin Chardonnay und Pinot Noir abgefüllt wurde. Auch heute werden viele Burgunderrebsorten verschiedener Herkunft in der klassischen Burgunderflasche abgefüllt.

Für Bordeauxweine wird die schlankere Bordeauxflasche verwendet. Typische Bordeauxrebsorten sind Cabernet Sauvignon, Merlot und Cabernet Franc. Auch ausserhalb der Region Bordeaux wird für diese Rebsorten in der Regel die Bordeauxflasche verwendet.

Ein absoluter Klassiker ist die Schlegelflasche für deutschen Riesling. Der Bocksbeutel steht für hochwertige Qualitätsweine des Anbaugebietes Franken. In ihr sind alle Rebsorten, die in Franken angebaut werden, abgefüllt. Doch hat Franken keinen Markenschutz auf diese Form, so dass hier und da auch andere Herkünfte ihre Weine darin abfüllen, wie zum Beispiel ein Vinho Verde oder bestimmter Rosé aus dem Norden Portugals.

Die Winzer Frankens sind wiederrum nicht verpflichtet, ihre Qualitätsweine im Bocksbeutel abzufüllen. So könnte man weitere Herkünfte aufzählen, zum Beispiel Roséwein aus der Provence mit seiner taillierten „flûtes à corset“ – Flöte im Korsett, ein Verdicchio dei Castelli di Jesi aus Marken in einer ähnlichen Flasche, die an eine Amphore erinnert, nicht zu vergessen die bekannte Fiasco-Korbflasche, in der früher Chianti abgefüllt wurde und heute ein Revival erfährt.

Die Liste könnte weiter fortgeführt werden. Es besteht kein Markenschutz in Bezug auf die Flaschenform für eine bestimmte Region für ihre Weine. Es obliegt dem Weinproduzenten, für welche Flaschenform, Füllmenge und Glasfarbe er sich entscheidet – ob modern oder traditionell.

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Über Ina Finn

Auf 15 Jahre Erfahrung als Sommelière und Weinakademikerin kann Ina Finn zurückgreifen, und ihre Kunden so bei der Auswahl zum richtigen Wein begleiten.

Ihr Buch "Weinwissen" führt Leser mittels learning by drinking an das Thema Wein heran: In nur zwei Tagen zum Weinkenner mittels kurzweiliger Lektüre und genussvoller Weinverkostung.

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