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Großer Beifall für Müller-Thurgau – Drei Fragen an zwei Winzer

Großer Beifall für Müller-Thurgau – Drei Fragen an zwei Winzer
Copyright Weingut Ilmbacher Hof - Andrea Fröhlich

Eine unterschätzte Sorte macht sich fein

Der beste Müller aller Zeiten ist, für etwas ältere Fußballfans, der Gerd aus Bayern, für jüngere der Thomas, der zur Zeit bei den Münchner Bayern spielt. Weißweinfans dagegen halten den Hermann für den Star. Denn der Professor aus dem Schweizer Kanton Thurgau züchtete in der Forschungsanstalt Geisenheim aus den Sorten Riesling x Madeleine Royale den 1913 nach ihm benannten Müller-Thurgau. Manche kennen die Sorte unter der Bezeichnung Rivaner, eine Kombination der Worte Riesling und Silvaner. Denn diese Sorten sah man lange Zeit als Eltern des Müller-Thurgau an.

Welchen Namen man auch immer bevorzugt, die Sorte mit ihrer milden Säure und einer feinfruchtigen Muskatnote steht mit über 13.000 Hektar Rebflächen an zweiter Stelle des deutschen Rebsortenspiegels. Die Weine gelten in der Regel als unkomplizierte Alltagsweine. Na und, unser Alltag ist meist kompliziert genug. Was ein Grund für die Wiederentdeckung der Sorte sein mag. Wir haben daher zwei Winzern zwei Fragen dazu gestellt:

  1. Müller-Thurgau gilt eher als Massenwein und ist in guten Restaurants bestenfalls selten anzutreffen. Was machen Sie, um seinen mäßigen Ruf verbessern?
  2. Ist diese Sorte eher als Terrassenwein geeignet oder kann man sie auch als Essensbegleiter einsetzen?
  3. Was schätzen Sie an dieser Rebsorte?

 

Sebastian Häußer, Oenologe und Betriebsleiter Felsengartenkellerei Besigheim

  1. Wir gewinnen Kunden über die Verkostung unserer Müller-Thurgau Weine, die abgesehen von der vielschichtigen Aromatik eine angenehme und „auf der Zunge tänzelnde“ Säure bieten.

 

  1. Wir empfehlen unsere Müller-Thurgau Weine sowohl als Terrassenwein, als auch zu leichteren Gerichten.

 

  1. Ich schätze die Vielfalt und Intensität der Aromatik an dieser Rebsorte, um die wir uns stark bemühen. Müller-Thurgau kann mit einer angenehmen und anregenden Säure sehr charmant sein.

 

Thomas Fröhlich, Weingut Ilmbacher Hof

  1. Es ist leider Gottes immer noch so, dass der Müller in vielen Köpfen noch dieses angestaubte Image hat – zu Unrecht! Das Beste was ich als Winzer dagegen tun kann, ist mit Leidenschaft diese Rebsorte abseits vom Mainstream an- und auszubauen. Dies erfordert Leidenschaft, viel Handarbeit und natürlich Zeit. Ein Mehraufwand, der sich aber lohnt. Gerade unsere Alten Reben vom Müller stehen hierfür. Es ist mein Lieblingswein und wird auch so meinen Gästen in der Vinothek präsentiert. Allerdings wird der Wein blind verkostet und erst hinterher aufgelöst, um welche Rebsorte es sich handelt. Dann sind die Gäste überrascht und beeindruckt, wie ein Müller-Thurgau eben auch schmecken kann. Niedrigste Erträge, wir sprechen hier von 40 bis 50 Hektoliter pro Hektar, lassen diesen High-End Müller entstehen. Zum 100. Geburtstag des Müller-Thurgaus in Franken, im Jahr 2013,  gab es bei uns im Ilmbacher Hof die eigens dafür kreierte Edition 100. Dank des großen Erfolgs gibt es nun bereits die Edition 104. Sie ist die moderne, erfrischende Art der Rebsorte. Auch das kann sie bieten: einen unkomplizierten Trinkgenuss für alle Tage und Gelegenheiten.

 

  1. Die Bandbreite des Müllers ist enorm. Vom einfachen Zechwein bis hin zum edlen Tropfen ist alles möglich und in unserer aktuellen Weinkollektion vorzufinden. Die Edition 104 ist als Aperitif bzw. Terrassenwein die richtige Wahl. Als hochwertiger Essensbegleiter oder Solist kommen unsere Alten Reben ins Spiel.

 

  1. Mir gefällt die feine Frische des Müllers. Gepaart mit der Mineralität und Würzigkeit unserer Gipskeuperböden entstehen so Weine mit Fülle und Finesse. Ich kann jedem nur raten, dem Müller eine Chance zu geben.

Über den Autor

Wolfgang Hubert ist seit über 20 Jahren als Weinjournalist, Verkoster und Autor tätig und war bis 2008 außerdem Chefredakteur des Magazins „getränke markt“. Seit Ende 2014 ist er Chefredakteur des Genussmagazins "selection".

Dazu schreibt oder schrieb er regelmässig diverse Beiträge unter anderem für WeinWisser, Vinum, Wein Gourmet, essen & trinken, sowie für renommierte Tages- und Wochenzeitungen.

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