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Berühmte Weinlagen – Le Montrachet (Bourgogne)

Berühmte Weinlagen – Le Montrachet (Bourgogne)
Copyright iStockphoto Bernd Wittelsbach

In viele kleine Parzellen ist die berühmteste Weissweinlage der Bourgogne zersplittert, und nicht alle Abfüllungen erreichen tatsächlich höchstes Niveau. Doch wer genügend Geld investiert und die zweitklassigen Produzenten rechtzeitig aussortiert, kann tiefgründige Chardonnays verkosten, die zum Besten gehören, was man aus dieser Sorte erzeugen kann.

Auf den ersten Blick sieht alles ziemlich unspektakulär aus. Etwa zwischen den Orten Puligny-Montrachet und Chassagne-Montrachet findet man den ziemlich genau acht Hektar umfassenden Grand-Cru-Weinberg, nicht sonderlich steil und vor allem durch seine Mauern unterscheidbar von den etwas weniger renommierten Parzellen der Umgebung, links und rechts, oben und unten.

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Bâtard-Montrachet heisst ein Nachbar, Chevalier-Montrachet ein anderer. Doch an Le Montrachet, auch artikellos als Montrachet bezeichnet, kommt keine andere Weissweinlage des Burgunds ran, weder in Bezugs aufs Prestige noch in Sachen Preis.

Legende nicht zum Anfassen

Chardonnay aus dem Montrachet - wie berechtigt ist sein Ruf?
Chardonnay aus dem Montrachet – wie berechtigt ist sein Ruf?

Und die Qualität? Kenner behaupten ja manchmal, dass die Weine nicht aus Prinzip besser seien als die ringsum, dass die Vorzüge, wenn überhaupt, im mikroskopischen Bereich lägen und dass auch aus Le Montrachet bisweilen eher langweilige, überteuerte Chardonnays kämen.

Zu widerlegen sind solche Einschätzungen kaum, zu bestätigen auch selten, denn Vergleichsproben der unterschiedlichen Abfüllungen sind, weil extrem teuer, rar. Die Erzeuger haben ja auch wenig Interesse, ihr Renommee zu verspielen, indem sie einen luxuriösen Montrachet gegen deutlich günstigere Weine antreten lassen.

Lieber erzählen sie von der Geschichte des Weinbergs, über den man schon im späten Mittelalter sprach und der einst als Mons Rachicencis, später als Montrachat bekannt war – beides steht für einen Hügel ohne Bewuchs. Auch in schlechten Jahren reifen die Trauben hier auf Mergel- und Kalksteinverwitterungsböden meist aus, mit Spätfrösten haben die Winzer selten Probleme, die Entwässerung ist ausgezeichnet: durchaus Gründe, um die Lage gut zu finden.

Zumal sich ja fast alle Mühe geben, die Reben vergleichweise alt sind, die Erträge niedrig. Sowohl auf der einen Seite der Lage wie auf der anderen. Die Lage liegt nämlich ungefähr zur Hälfte auf dem Gebiet der Gemeinde Chassagne-Montrachet (hier als Le Montrachet bezeichnet), zur anderen auf jenem von Puligny-Montrachet (dort einfach Montrachet geschrieben).

Wo die besseren Weine wachsen, kann man lange diskutieren, aber dass manche Rebzeilen von Ost nach West, andere von Nord nach Süd angelegt wurden, ist unübersehbar. Erzogen wird im Guyot-Stil, angepflanzt wird Chardonnay: Die Sache ist klar.

Begierden und Ambitionen

Ziemlich klar ist auch, dass für kaum eine andere Lage der Welt höhere Preise verlangt werden. Sofern denn mal Parzellen auf den Markt kommen, was selten der Fall ist. Wer einmal ein paar Rebzeilen im Montrachet besitzt, behält sie in der Regel, denn selbst ein paar abgefüllte Flaschen bereichern das Repertoire einer Domaine oder eines Handelshauses.

Richtig schwelgen in Montrachet kann die Familie des Marquis de Laguiche, des grössten Eigners, die etwas mehr als zwei Hektar besitzt und ihren Wein von Drouhin ausbauen lässt. Die zweitgrösste Fläche besitzt die Domaine Thénard, die traditionell mit Remoissenet zusammenarbeitet.

Persönlich um den Ausbau kümmert sich beispielsweise die Domaine de la Romanée-Conti, die gleich über mehrere Parzellen verfügt und sich im letzten Jahrhundert kräftig vergrössert hat. Zahlreiche andere Besitzer müssen sich mit mittelgrossen bis kleinsten Flächen zufriedengeben.

Übrigens: Wer jetzt noch eine sinnvoll grosse Menge Reben kaufen will, müsste sich schon mindestens eine Million Euro bereitlegen: Für etwa diese Summe wurde 2012 ein kleines Stückchen Montrachet abgegeben – genauer gesagt eine sogenannte Ouvrée von 428 Quadratmetern. Reicht, um ein paar hundert Flaschen herzustellen, wenn der Jahrgang mitmacht und sich der Winzer nicht allzu dumm anstellt.

Wo kaufen?

Ob es sich lohnt, eine einzelne Flasche Montrachet zum Luxustarif zu erwerben, muss jeder für sich klären. Etliche hundert Euro sind meist auszugeben, aber zumindest bei den renommierten Erzeugern kann man einigermassen sicher sein, keine Enttäuschungen zu erleben.

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Prieur, Romanée-Conti und Ramonet stehen für Klasse, auch bei Remoissenet, heute ganz im Besitz von Investoren, und Leflaive muss man kaum Sorgen haben. Und selbst bei den weniger populären Produzenten kann man angenehme, sogar spektakuläre Überraschungen erleben. Über die anderen sollte man besser schweigen als sich allzu sehr zu grämen.

Weine aus dem Montrachet

2004 Montrachet, Domaine Ramonet: frisch, duftig, wirkt noch fast jugendlich mit knackiger Säure und mineralischer Länge. Sollte noch ein bisschen reifen, viel Potenzial. 94 Punkte

2013 Montrachet, Jacques Prieur: sehr jugendlich, frisch, feine Zitrusnoten, etwas Kräuter, Apfel, Birne, später auch leicht cremig und mit Anklängen an Ananas und Pfirsich, immer mehr süsse Holzwürze. Komplex, dicht, saftig, langer Nachhall. 95 Punkte

2012 Montrachet Marquis de Laguiche, Joseph Drouhin: feine, jugendliche Frucht, eher floral als opulent fruchtig mit Anklängen an Obstblüten, Pfirsich, etwas Honig. Fest im Mund, saftig, mineralisch, zeigt eine gewisse Fülle, wirkt aber nicht recht zugänglich. 92+ Punkte

Montrachet und einige seiner Erzeuger

Domaine de la Romanée-Conti, www.romanee-conti.fr
Jacques Prieur, www.prieur.com
Joseph Drouhin, www.drouhin.com
Remoissenet Père et Fils
Bouchard Père et Fils, www.bouchard-pereetfils.com
Comtes Lafon, www.comtes-lafon.fr
Domaine Ramonet
Marc Colin, www.marc-colin.com
Domaine Leflaive, www.leflaive.fr

Über den Autor

Wolfgang Faßbender ist seit 25 Jahren als freier Journalist in den Bereichen Wein und Gastronomie tätig. Der gebürtige Leverkusener hat mehr als 80 Bücher geschrieben oder herausgegeben, arbeitet für viele Zeitschriften und mehrere Zeitungen, testet sich als Restaurantkritiker durch die Welt.

Er pendelt zwischen seinen Wohnsitzen im Rheinland und Zürich.

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