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Riesling aus dem Jungwinzer-Paradies an der Mosel

Riesling aus dem Jungwinzer-Paradies an der Mosel
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Wer nach Winzeraufsteigern fahndet, muss nicht mehr nur in Rheinhessen oder in der Pfalz suchen, sondern wird längst auch an der Mosel fündig. In Anbetracht der steilen, mühsam zu bewirtschaftenden Lagen sind die Newcomer-Weine hier erstaunlich preiswert – vor allem, wenn sie aus einem Jahrhundertjahrgang stammen.

Wenn Alexander Loersch auf den 2015er zu sprechen kommt, wird dem jungen Leiwener noch eineinhalb Jahre nach der Lese ganz warm ums Herz. Ein toller Jahrgang sei das gewesen, sagt der Rieslingexperte von der Mittelmosel. Unproblematisch, ganz anders als 2013 und 2014, wo man sich einsetzender Nässe wegen sputen musste.

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Die Trauben hätten ausreifen können, sagt Loersch, man habe sich Zeit gelassen bei der Lese. Und weil zum Ende des Sommers doch noch, nach Wochen der Trockenheit, der ersehnte Regen fiel, hielt sich der Stress der Pflanzen in Grenzen. Von einem Jahrhundertjahrgang darf man durchaus reden, ohne sich lächerlich zu machen.

Allmählicher Aufstieg statt Raketenantrieb

Die Erfolge des Weinguts zeigen sich 2015 zwar in besonderem Masse, konnten aber schon lange zuvor beobachtet werden. Bereits 2002 hatte Alexander Loersch das Weingut von den Eltern übernommen und allmählich Gas gegeben. Nicht mit plötzlichen Revolutionen machte er von sich reden, mit Spektakulärem wie einem neuen Weinstil oder massivem Zukauf an Flächen, eher mit beharrlicher Arbeit.

Andere Weingüter in Leiwen, der kleinen Gemeinde an der Mittelmosel, standen eher im Fokus, man sprach über Nik Weis und Carl Loewen, liess Loersch in Ruhe werkeln. Die Lage des Betriebes dürfte zum stillen Ruhm beigetragen haben. Nicht im Ortskern befindet sich der Betrieb, sondern hoch darüber, auf der Zummethöhe. Schnell hat man ihn übersehen, fährt man vom Hunsrück hinunter ins Moseltal.

Loerschs Lagen indes befinden sich nicht hier, in Leiwens Prestigelage Laurentiuslay, sondern vor allem in der Nachbargemeinde, in Trittenheim. Apotheke und Altärchen spielen die Hauptrollen im Weingut, aber auch Piesporter Goldtröpfchen und Dhroner Hofberg liefern Rieslingtrauben. Und so unterschiedlich, wie die Namen lauten, sind auch die Böden.

Schiefer, ja, aber in unterschiedlichen Epochen entstanden, mal blau, mal eher grau, mal mehr, mal weniger verwittert. Sechs Hektare bewirtschaftet das Weingut inzwischen: Eine solide Grösse für einen Familienbetrieb.

Wurzelecht und mit Akazienholz

Reife Trauben werden geerntet
Reife Trauben werden geerntet

Spätestens mit dem Gewinn des ProRiesling-Erzeugerpreises 2013  musste man aufhorchen, es folgten weitere Ehrungen und immer wieder Hochstufungen in den einschlägigen Weinführern. Schliesslich wurde auch der Sohn Luis-Alexander geboren, dem zu Ehren ein neuer Wein das Licht der Welt erblickte. Eine Selektion aus wurzelechten Reben aus einer der besten Terrassen der Trittenheimer Apotheke, im Akazienholzfass gereift.

Ein ungewöhnlicher Ausbau, der aber keine Spielerei darstellt, sondern bewusst gewählt wurde. Akazienfässer bestehen aus besonders hartem Holz, sorgen für eine optimierte Reife, lassen die aromatischen Eigenschaften des Weines aber weitgehend unangetastet. Während man auf diesen Spezialtropfen noch etwas warten muss – ihn vor dem Jahr 2019 zu trinken, wäre schade –, ist der Blauschiefer schon jetzt im perfekten Trinkreifezustand.

Einsteigerwein nennen das andere Weingüter, aber dieser Begriff wäre schon zu knapp bemessen für einen derart substanzreichen Riesling, der nie besser gelang als 2015. Und 2016? Die letzte Ernte? Ganz anders als 2015, viel feiner, frischer, aber nicht minder interessant.

Ein schöner Kabinettjahrgang, sagt Alexander Loersch. Einer, der noch nicht komplett gefüllt wurde – ein paar Weine stecken noch mitten in der Gärung. Doch soll man künstlich beschleunigen, was auch mit aller Gemütsruhe zu Ende gehen wird? Nicht in Leiwen.

Süsse, falls es die Natur zulässt

Süsse Rieslinge, für welche die Mosel ja zu Recht berühmt wurde, fehlen natürlich nicht im Programm. Alexander Loersch bietet sie an, sofern die Natur mitspielt. 2015 spielte sie nicht nur mit, sie drehte sogar Pirouetten. Eine Auslese von ungeahnter Finesse konnte eingebracht werden, und aus den besten, überreifsten Beeren, sorgfältig selektiert, presste Loersch tröpfchenweise sogar die Spitze der moselländischen Wein-Hierarchie, eine Trockenbeerenauslese.

2015 war ja genau richtig für solche Glanzstücke, und Loerschs Prestigetropfen besitzt tatsächlich eine seidige Süsse, verbunden mit ungeahnter Länge und Aromen von reifen, leicht eingetrockneten Früchten. Man könnte schreiben, dass so was erst in 20 oder 30 Jahren getrunken werden dürfte, aber die Wahrheit ist: Dieser Wein macht, ebenso wie der Blauschiefer-Riesling, schon jetzt verdammt viel Spass.

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2015 Riesling Blauschiefer trocken, Weingut Loersch, Leiwen. 88 von 100 Punkten. Ein saftiger Riesling mit offener Frucht, Anklängen an Zitrus und reife gelbe Früchte, voller Würze, eher niedriger Alkohol, für einen Gutsriesling überraschend lang.

Über den Autor

Wolfgang Faßbender ist seit 25 Jahren als freier Journalist in den Bereichen Wein und Gastronomie tätig. Der gebürtige Leverkusener hat mehr als 80 Bücher geschrieben oder herausgegeben, arbeitet für viele Zeitschriften und mehrere Zeitungen, testet sich als Restaurantkritiker durch die Welt.

Er pendelt zwischen seinen Wohnsitzen im Rheinland und Zürich.

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