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Weinskandal in Sachsen: Winzer bekennt sich

7. June 2016 14:38

DEUTSCHLAND (Dresden) – Sechs Winzer haben in Sachsen illegale Pflanzenschutzmittel auf ihre Reben gesprüht – einer von ihnen hat sich jetzt zu dem Vorfall mit einem offenen Brief geäussert.

Von Ruth Preywisch

Der Dresdner Winzer Stefan Bönsch hat in einer Erklärung auf seiner Internetseite zugegeben, das heute verbotene Pilzmittel Iprodion benutzt zu haben. Er gab an, eine handbeschriftete Flasche unklaren Inhalts auf einem Teil seiner Anbaufläche benutzt zu haben.

Die insgesamt 223 Liter Wein von der betroffenen Fläche habe er bewusst vor der Abfüllung auf Giftwerte überprüfen lassen. Die Behörden beanstandeten der Wein, bezeichneten ihn aber nicht als gesundheitsschädlich. In den Handel gelangte er nicht.

Weinbau in Meißen, Sachsen
Weinbau in Meißen, Sachsen

Stefan Bönsch ist nicht der erste Winzer aus Sachsen, der Fehler beim Pflanzenschutz zugegeben hat. Er ist aber der erste, der sich öffentlich dazu geäussert hat. Insgesamt fanden die Behörden in den letzten Monaten verbotene Pflanzenschutzmittel bei sechs Betriebe aus der Region, drei davon sind mittlerweile öffentlich bekannt.

Die Behörden dürfen die Namen nicht nennen, da von den Weinen keine Gesundheitsgefahr ausgeht. Ausser Bönsch hatten alle betroffenen Winzer das verbotene Mittel Dimethoat verwendet. Ebenso wie Iprodion steht es unter dem Verdacht, Krebs auslösen zu können und darf deshalb heute nicht mehr verwendet werden. Ein Winzer hatte aufgrund der Beanstandung 13.000 Liter Wein wegschütten müssen.

Die Behörden weisen ausserdem darauf hin, dass keiner der beanstandeten Weine in den Handel gelangt ist, da die Überprüfung vor dem Verkauf stattgefunden habe. Eine Rückrufaktion hätte es aber auch in diesem Fall nicht gegeben, da keine Gesundheitsgefahr bestand. Ein Rückruf würde nur angeordnet, wenn der Wein ekelerregend, gesundheitsschädlich oder die Weinkellerei als „Wiederholungstäter“ bekannt sein.

Besonders ärgerlich ist der ganze Fall für die Weingenossenschaften, da es sich bei den Tätern wohl hauptsächlich um kleinere Winzerbetriebe handelt, die ihren Wein dort abliefern. Damit geraten die Genossenschaften und auch unbescholtene Kollegen unter Generalverdacht.

So hat Aldi Nord bereits im Februar einen Wein aus der Region aus dem Sortiment genommen, obwohl der gar nicht beanstandet worden war. Der Sächsische Weinbauverband hatte die betroffenen Winzer deshalb dazu aufgefordert, sich offen zu ihrem Fehler zu bekennen, damit nicht alle Winzer der Region um ihren guten Ruf fürchten müssen.

Sowohl die Genossenschaften als auch einzelne Winzer setzen derweil auf freiwillige Überprüfungen ihrer Weine, um dem Misstrauen der Verbraucher etwas entgegensetzen zu können. Stefan Bönsch schliesst seinen Brief deshalb auch mit dem Hinweis, dass alle sächsischen Weine dieses Jahrgangs, die zum Verkauf zugelassenen wurden, wohl die bestgetesteten überhaupt seien und bittet die Verbraucher um Vertrauen.

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