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Weinkenner werden Teil 2 – Wie man verkostet

Weinkenner werden Teil 2 – Wie man verkostet
Copyrigh iStockphoto gilaxia

Wein in all seinen Facetten wahrnehmen – dafür braucht man etwas Übung. Wenn man dann erkennt, was sich im Glas alles verbirgt, steigert das den Weingenuss ungemein.

Sie sind beeindruckt und vielleicht sogar etwas eingeschüchtert, wenn andere in einem Wein unglaubliche Geschmacksnuancen wie Walderdbeere, Feuerstein und Tahiti-Vanille herausschmecken, während Sie selbst denken: Hm, ja, schmeckt nach Rotwein? Das muss nicht sein! Mit ein bisschen Übung und Mut zur Kreativität kann man sich auch selbst dahin arbeiten.

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Ein schon oft gehörter Satz: „Ich habe ja gar keine Ahnung von Wein. Ich kann nur sagen: schmeckt mir oder schmeckt mir nicht.“ Na, das ist doch schon mal ein Anfang! Dann kommen vielleicht noch Vorlieben für bestimmte Rebsorten oder Weinstile dazu, je nachdem, wie viel man schon probiert hat. Und darauf kann man aufbauen – indem man einfach ein bisschen probiert.

Dazu ein Tipp vorweg: Starten Sie eine Verkostung nicht durstig, und trinken Sie auch zwischendurch genug Wasser. So verhindern Sie nicht nur, dass Sie schnell betrunken werden, sondern können auch den Wein besser geniessen und beurteilen.

Tipp 1: Schauen, riechen, schmecken

Notizen zum verkosteten Wein können hilfreich sein
Notizen zum verkosteten Wein können hilfreich sein

Einen Wein kann man mit allen Sinnen geniessen. Es fängt schon mit dem Sehen an: Wie fliesst er ins Glas? Ist er von leichter oder öliger Konsistenz, still oder vielleicht leicht perlend? Welche Farbe hat er: blassgelb, strohgelb, mit goldenen oder grünlichen Reflexen? Hellrot, granatrot, rubinrot, violett, bräunlich? Um die Farbe genauer zu inspizieren, kann man das gefüllte Glas vor einen weissen Hintergrund halten, etwa vor das Tischtuch auf dem Tisch.

Als nächstes ist das Bouquet dran, also der Duft: Hier finden sich oft schon Hinweise auf die Aromen, die dem Weintrinker auch im Geschmack wieder begegnen, aber auch eigenständige Noten. Also: Nase rein ins Glas und raus damit: Woran erinnert dieser Duft? An bestimmte Früchte oder Gewürze, an Nuss, Vanille, Blüten, Stein, Gras?

Dann kommt der erste Schluck, und das Aromenrad dreht sich weiter. Am besten lässt man ihn ein wenig im Mund verbleiben, spielt mit der Zunge an ihm – aber bitte nicht Gurgeln oder eine geräuschvolle Mundspülung durchführen, das gehört in den Bereich der Satire!

Was schmecken Sie: Werden die Aromen des Bouquets fortgeführt, kommen neue dazu? Fühlt sich der Wein im Mund eher leicht oder üppig an? Ist die Säure kräftig oder dezent, und wie passt sie zum Gesamteindruck? Sind Tannine vorhanden, sind sie weich oder kräftig?

Rinnt der Wein dann endlich die Kehle herunter, kann man ihm nachspüren. Dann kommt der Teil, der „Abgang“ genannt wird: Hier gilt es zu beurteilen, ob der Nachhall noch am Gaumen zu spüren ist, oder ob der Geschmack sich schnell verflüchtigt.

Tipp 2: Erwünschte Geschmacksnuancen und Weinfehler erkennen

Ob ein Wein so schmeckt, wie er soll, hängt zwar einerseits von den Vorlieben des Verkosters ab. Aber es gibt andererseits auch allgemeine Qualitätshinweise: Eine zu dominante Säure kann einen ansonsten raffinierten Wein verderben, und auch edelsüsse Spezialitäten sollten nicht wie purer Zuckersirup schmecken.

Kräftige Tannine gehören zu vielen grossen Rotweinen dazu. Haben diese Weine aber noch nicht ihren optimalen Reifegrad erreicht, sind die Tannine noch „grün“. Das bedeutet, dass sie ein unangenehm beissendes Mundgefühl verursachen. Als Faustregel kann gelten: Alles, was derart vorschmeckt, dass es den Rest des Weines übertüncht, ist eher nicht wünschenswert.

Daneben gibt es aber auch echte Weinfehler. Der bekannteste ist Kork: Hat ein Wein, der mit Naturkorken verschlossen ist, einen unangenehmen, muffigen Korkengeschmack angenommen, ist er nicht mehr geniessbar. Ebenfalls häufig sind Alterstöne, auch Firne genannt. Das bedeutet, das der Wein aufgrund von fortgeschrittener Oxidation einfach alt schmeckt.

Aber Vorsicht: Eine leichte Firne bei reifen Jahrgängen kann dem Wein auch eine charakteristische Note geben. Gärfehler, auch Böckser genannt, können z. B. bei Weinen vorkommen, die mit natürlichen Hefen hergestellt werden, aber auch durch ungenügende Schwefelung. Sie verursachen einen fauligen Geruch. Schmeckt ein Wein nach Milchsäure oder Sauerkraut, ist das ebenfalls ein unerwünschter Geschmackston.

Weitere Informationen über Tannine und Weinfehler finden Sie in folgenden Artikeln:

Wo Tannine herkommen und was genau sie machen
Weinfehler erkennen Teil I – Optisch erkennbare Fehler
Weinfehler erkennen Teil II – Fehler riechen und schmecken

Tipp 3: Weingenuss zelebrieren statt einfach nur trinken

So ist es nun einmal: Wein aus dem Pappbecher sorgt für ein völlig anderes Geschmackserlebnis als aus dem feinen Glas. Aber nicht nur die passenden Trinkgefässe verändern die Wahrnehmung: Wenn beim Weinabend für einen schönen Rahmen gesorgt wird, steigert dies das Genusserlebnis merklich. Schon das Öffnen der Flasche kann zu einem rituellen Ereignis werden.

Um den Geschmack in den Mittelpunkt zu stellen, hilft es auch, die Gläser nicht zu voll zu machen – auch wenn mehr reinpassen würde. Eine gute Menge ist nicht mehr als 0,1 Liter pro Glas. Wenn der Wein dann besonders mundet, kann man ja problemlos nachschenken.

Tipp 4: Eigenen Geschmack finden und verfeinern

Sowohl dem Laien als auch dem Profi helfen Verkostungsnotizen bei der Beurteilung von Weinen. Hat man z. B. eine Verkostung in einem Weingut gebucht, erhält man meist eine Liste der Weine, auf der auch Platz für eigene Bemerkungen ist. So etwas kann man sich durchaus auch zu Hause anfertigen, wenn man seine guten Tropfen mit Freunden zu Hause teilt.

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Nun muss nicht jeder einzelne Wein ausführlich besprochen werden. Es reichen schon Stichworte, um sich zu erinnern, welche Weine einen besonders beeindruckt haben. Wird die Verkostung von einem Winzer oder einem anderen Experten geleitet, können seine Beschreibungen, etwa auch zur Herstellung, gute Anhaltspunkte geben.

So findet man nach und nach zu den Weinen, die einem selbst besonders zusagen. Und schon ist man auf dem Weg zum Weinkenner einen Schritt weiter, nachdem man sich an Vielfalt herangewagt hat: Der persönliche Geschmack wurde aus- und weitergebildet.

Die Serie „Wie wird man Weinkenner?“ umfasst vier Teile.

Bereits erschienen ist:
Teil 1: Wo man gute Weine findet

Es folgen:
Teil 3: Welches Zubehör sinnvoll ist
Teil 4: Wie man Neuentdeckungen macht

Über die Autorin

Alice Gundlach arbeitet seit 2005 als Journalistin, seit 2011 ist sie freie Autorin mit den Schwerpunkten Wein und Food. Davor schrieb sie schon als angestellte Redakteurin regelmässig über Weinthemen.

Sie ist spezialisiert auf die Weinregionen Deutschlands und Italiens.

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