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Schmecken Bio-Weine anders oder sogar besser?

Schmecken Bio-Weine anders oder sogar besser?
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Kann man Bio-Weine irgendwie erkennen, lautet eine Frage, die immer noch häufig gestellt wird. Selbstverständlich kann man eindeutig einen Bio-Wein von einem anderen Wein unterscheiden. Nämlich am Etikett. Ist ein Bio-Siegel von der EU oder einem offiziell anerkannten Verband darauf zu finden, ist auch ein Bio-Wein in der Flasche.

Sonst gibt es im Grunde keine geschmacklich eindeutig nachweisbaren Unterschiede. Probiert man in einer verdeckten Verkostung 10 gute ökologisch erzeugte Weine und 10 so genannte gute konventionellen Weine, wird sich jedenfalls in der Regel nicht exakt bestimmen lassen, in welchem Glas jeweils ein Bio-Wein ist. Solche Proben wurden schon häufiger durchgeführt. Daher sind auch beliebte Vorurteile, Weine aus ökologischem Anbau seien schlechter, einfach falsch.

Sie sind geschmacklich zumindest gleichwertig. Fragt man aber einen Winzer, der erst vor wenigen Jahren auf ökologische oder biodynamische Bewirtschaftung im Weinberg umgestiegen ist, erhält man in der Regel eine interessante Antwort. Die ökologisch erzeugten Weine seien etwas ausdrucksvoller, es sei also schon ein Unterschied festzustellen.

Auf der Suche nach den Ursachen stößt man dann schnell auf den Begriff Terroir. Denn der Lagengeschmack im Wein wird um so deutlicher, je weniger der Boden mit chemischen Spritzmitteln aller Art bearbeitet wird. Und je naturbelassener das Bodenleben ist, desto natürlicher und lagentypischer sind die Aromen, die von den Wurzeln der Weinrebe aufgenommen und an die Trauben weitergegeben werden. Daher stellen auch immer mehr Spitzenweingüter in aller Welt ihre Bewirtschaftung auf ökologischen oder zumindest weitgehend ökologischen Anbau um.

In Bio ist doch der Wurm drin

Bio-Anbau ist ganz einfach, wie viele Gartenbesitzer wissen. Man pflanzt an und wartet, was daraus wird. Gelegentlich hilft man mit etwas natürlichem Dünger nach und schon erhält man quasi Bio-Qualität aus eigenem Anbau. Allerdings müssen sich solche öko-bewussten Anbauer, die der Natur nicht in ihr Handwerk pfuschen wollen, dann später damit abfinden, dass ihre Äpfel Wurmbefall haben.

Das hat mit dem wirklichen Bio-Anbau aber nur wenig gemeinsam. Denn ökologischer Weinbau erfordert wie auch professioneller Bio-Anbau im Garten sehr gute Fachkenntnisse und führt arbeitswirtschaftlich zu höheren Belastungen und daher steigenden Produktionskosten. Schliesslich geht es nicht darum, die Trauben einfach nur wachsen zu lassen und irgendwann zu ernten, man muss sie auch vor Krankheiten und Insektenbefall schützen, mit Mitteln, die der Natur nicht schaden, versteht sich. Da solche Mittel aber meist nicht so wirksam sind wie chemische, muss in der Regel häufiger gespritzt werden. Das führt dazu, dass Bio-Weine im Allgemeinen etwas teurer sind.

Bio-Wein kann bekömmlicher sein

Millionen Konsumenten tranken seit Jahrzehnten Bio-Weine, obwohl es sie nach offizieller Lesart noch gar nicht gab. Denn laut EU-Recht durfte diese Bezeichnung bis zum Weinjahrgang 2012 nicht verwendet werden. „Wein aus Trauben aus ökologischem/biologischem Anbau“ konnte und kann man derzeit noch stattdessen auf den Etiketten lesen. Eine sperrige Formulierung, die aber richtig war.

Denn erst seit der 2012er Ernte hat die EU exakte Vorschriften für den Ausbau von deklarierten Bio-Weinen beschlossen. Verboten sind nun für Bio-Weine önologische Praktiken wie eine teilweise Konzentrierung durch Kälte. Mehr Natur und weniger Technik also. Außerdem gelten für Bio-Weine nun Schwefelobergrenzen, die in der Regel um ein Drittel bis zur Hälfte niedriger ausfallen als für konventionelle Erzeugnisse.

Übrigens: Viele Weingenießer, die der Ökologie in der Flasche nicht trauen, haben längst schon ahnungslos ein Gläschen Bio-Wein getrunken und nicht selten von diesen Tropfen geschwärmt. Denn nicht überall, wo Bio nicht auf dem Etikett steht, ist auch garantiert kein Bio darin. Schließlich gibt es nicht wenige Öko-Winzer, die, aus irgendwelchen Gründen auch immer, kein Bio-Zeichen auf den Etiketten stehen haben.

Über den Autor

Wolfgang Hubert ist seit über 20 Jahren als Weinjournalist, Verkoster und Autor tätig und war bis 2008 außerdem Chefredakteur des Magazins „getränke markt“. Seit Ende 2014 ist er Chefredakteur des Genussmagazins "selection".

Dazu schreibt oder schrieb er regelmässig diverse Beiträge unter anderem für WeinWisser, Vinum, Wein Gourmet, essen & trinken, sowie für renommierte Tages- und Wochenzeitungen.

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