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Bio-Winzer fürchten um ihre Existenz

30. September 2016 11:11

DEUTSCHLAND (Mainz) – Vor allem für die Bio-Winzer ist das Jahr 2016 in Rheinland-Pfalz katastrophal verlaufen. Schuld daran ist ein Pilzbefall, den sie laut EU-Verordnung nicht mit Kaliumphosphonat bekämpfen dürfen. Rheinland-pfälzische Minister halten die derzeitigen Regelungen angesichts der klimatischen Bedingungen für ungeeignet und haben sich deshalb in Brüssel für eine Änderung eingesetzt.

Von Ruth Preywisch

Weinreben, die mit einem Mittel besprüht werden
Weinreben, die mit einem Mittel besprüht werden

Bio-Wein steht für ungespritzte Trauben. Die sind aber besonders anfällig für Schädlinge und Pilzerkrankungen. Vor allem wenn das Wetter wie in diesem Jahr Kapriolen schlägt, haben es die Bio-Winzer deshalb schwer. Sie stehen dann vor der Wahl zwischen Pest und Cholera: Spritzen und die Biozulassung verlieren oder die Ernte riskieren.

Der rheinland-pfälzische Weinbauminister Volker Wissing (FDP) und die Umweltministerin Ulrike Höfken (Grüne) machten sich deshalb bei der Europäischen Union dafür stark, das Anti-Pilz-Mittel Kaliumphosphonat für Öko-Winzer wieder zu zulassen.

Das Mittel ist im konventionellen Weinbau erlaubt, im biologischen Anbau aber seit 2013 verboten. Damals wurde es von einem Pflanzenstärkungs- zu einem Pflanzenschutzmittel umdeklariert.

Kaliumphosphonat wird vor allem gegen den Falschen Mehltau eingesetzt, der Blüten, Trauben, Stängel sowie Blätter befällt und sie absterben lässt. In diesem Jahr war der Befall wegen der feuchten Witterung im Frühsommer besonders stark.

Die EU hält Kaliumphosphonat für unvereinbar mit biologischem Anbau. Kaliumphosphonat sei ein synthetischer Wirkstoff und keine Substanz pflanzlichen, tierischen, mikrobiellen oder mineralischen Ursprungs. Eine Expertenkommission hätte dies in einer Untersuchung bestätigt.

Wissing hingegen verdächtigt die südeuropäischen Länder der Blockade. Aufgrund besserer klimatischer Bedingungen seien die nämlich nicht von Mehltau betroffen und hätten damit Vorteile vom Verbot.

Auch der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft setzt sich für eine Neuzulassung des Spritzmittels ein. Kaliumphosphonat werde im Boden zu Kalium und Phosphonat abgebaut, die beide Nährstoffe für Pflanzen, Tiere und Menschen sind. Die Substanz habe deshalb einen naturstofflichen Charakter und sei mit den Grundsätzen des Ökolandbaus vereinbar.

Die Rückstände von Kaliumphosphonat in Pflanzen seien zudem für die menschliche Gesundheit unbedenklich. Ausserdem könne die des Stoffes bis zum Ende der Rebblüte begrenzt werden und eine Einlagerung in die Frucht werde hierdurch vermieden.

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