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Zypern – Insel der unbekannten Weinschätze

Zypern – Insel der unbekannten Weinschätze
Copyright pixabay, Wolfgang Beiss

Von der drittgrößten Insel des Mittelmeeres wissen nur wenige Menschen, dass sie geographisch zu Asien und politisch wie auch kulturell zu Europa gehört. Schon immer war Zypern ein vielfältiger Schmelztiegel zwischen Orient und Okzident und gehörte in der Zeit von 1878-1960 als Kolonie zum britischen Commonwealth.

Kurz nach seiner Unabhängigkeit begannen dramatische Kriegsjahre zwischen Griechen und Türken um die Angliederung der Insel an das griechische Mutterland, die auch durch eine UNO-Intervention nicht gelöst wurden. Erst 1974 erfolgte die Teilung Zyperns in einen griechisch-sprachigen Hauptteil, aber auch einen kleineren, von der Türkei besetzten Nordteil. Der Südteil der Insel, die Republik Zypern, ist seit 2004 ein eigenständiges EU-Mitglied.

Was im ersten Moment so neuzeitlich klingt, hat eine lange und spannende Geschichte. Die Insel wird geprägt durch den waldreichen „Schwarzwald Zyperns“, das Troodos-Gebirge mit seinem vulkanischen Ursprung.

Die Südhänge sind mit mediterranen Fruchtarten, ganz besonders guten Olivensorten, aber auch außergewöhnlichen Rebsorten teils bis in eine Höhe von 1500 Metern bepflanzt. Derzeit stehen rund 10.000 Hektar Rebfläche im Ertrag, die in den meisten Fällen auf terrassierten Klein- und Kleinstparzellen zu finden sind.

Das vorherrschende Klima ist mediterran und durch große Wärme charakterisiert, was auch zu recht hohen Wassertemperaturen rund um die Insel führt. Hinzu kommen zwar milde Wintermonate, die aber auch Extreme mit Schnee im Troodos-Gebirge zulassen.

Von Bedeutung kann dabei sein, dass die Temperaturabsenkung zwischen Tag und Nacht einige Vorteile bei der optimalen Reifung und geschmacklichen Prägung der Traubensorten mit sich bringt.

Weinbau auf Zypern

Die Geschichte des Weinbaus auf dieser Mittelmeerinsel geht aus heutiger Sicht bis rund 6000 Jahre zurück und hatte schon damals eine sehr hohe Bedeutung. Zeitweise umfasste der Weinbau auf Zypern eine Fläche von 38.000 Hektar, gleichbedeutend damit war auch ein Niedergang der Qualität.

Über sehr viele Jahre wurde mehr Masse als Klasse produziert, zumal die Märkte in England, Russland und anderen osteuropäischen Ländern dankbare Abnehmer für Billigweine waren.

Als sehr wichtiges Argument für den zypriotischen Weinbau steht die Tatsache, dass noch heute rund 90 Prozent aller Rebflächen mit wurzelechtem Pflanzgut bestockt sind, denn die Reblaus war niemals nach Zypern gelangt und es galt immer eine sehr restriktive Einfuhrpolitik bezüglich anderer, auch internationaler Rebsorten.

Daher kann sich Zypern rühmen, eines der wenigen Länder zu sein, in welchem noch heute eine Vielzahl autochthoner Rebsorten gedeiht und Rebberge verstärkt wieder mit wurzelechtem Material bepflanzt werden. Derzeit sind etwa 20 autochthone Rebsorten Zyperns bekannt, es soll noch etwa 50 weitere geben, die nun weit verbreitet und verstärkt in den sieben Hauptanbauzonen auf der Insel kultiviert werden.

Dabei haben sich zwei Personen des zyprischen Weinbaus sehr verdient gemacht: Akis Zambartas, der 2014 verstorbene Gründer von Zambartas Wineries, und Andreas Kyriakides, Gründer von Vouni Panayia Winery.

Beiden ist der Erhalt und die künftige Renaissance der bedeutenden alten einheimischen Rebsorten immer sehr wichtig gewesen, da ihnen sowohl das Alleinstellungsmerkmal auf dem internationalen Weinmarkt, wie auch die Verpflichtung zur Tradition solcher Produkte am Herzen lagen.

Wenn wir die heutige Winzergeneration Zyperns anschauen, so stellen wir fest, dass nahezu alle ihre Ausbildung an weltbekannten Weinbauschulen in Deutschland, Frankreich, Italien, USA oder auch Australien genossen haben, Praktika in weltberühmten Weinbaubetrieben absolvierten und diese internationalen Kenntnisse täglich in die Arbeit auf den einzelnen Weingütern einfließen.

Von den derzeit rund 25 Top-Weinbaubetrieben Zyperns sind 80 Prozent in der Lage, sowohl mit autochthonen, wie auch internationalen Rebsorten professionell umzugehen und die Zahl der Spitzenweine, ob sortenrein oder cuvétiert, nimmt jedes Jahr beachtlich zu.

Das macht den Produzenten Mut und mit den Erfolgen kommt auch das Bedürfnis, neue Technologien einzusetzen, hochmoderne Kellereien zu bauen oder andere An- und Ausbaumethoden auszuprobieren, was teilweise schon umgesetzt wird.

Bedingt durch die Historie dieser Insel, die Lernumgebung der jungen Winzer, aber auch durch die verwandtschaftlichen Bande vieler ausgewanderter Zyprioten zu ihrer Heimat, sind die wichtigsten Märkte für Zyperns Weine England, USA und Europa, danach Australien, Japan, China und Singapur.

Mit den heutigen weißen wie auch roten Weinen aus Zypern, besonders aus den autochthonen Sorten, erwächst den etablierten Weinbaunationen auf dieser Welt zunehmend eine hochkarätige Konkurrenz.

Schlussfolgerung und Ausblick

Mit Zypern bewegt sich seit Jahren ein profiliertes Weinland auf dem weltweiten Markt, dem noch nicht die gebührende Aufmerksamkeit geschenkt wird.

Die Degustation von selection im September 2017 hat in überzeugender Weise die Qualität, das sehr gute Preis-Leistungs-Verhältnis und besonders die Fähigkeit der Winzer im Umgang mit den traditionellen, autochthonen, aber auch internationalen Rebsorten aufgezeigt.

Als Vertriebspartner der besten zyprischen Winzer im deutschsprachigen Raum hat sich seit einigen Jahren Bernhard Furler, Inhaber der Firma Paphos-Weine (www.paphosweine.ch), in Muttenz/BL, etabliert. Hier können Konsumenten wie der Fachhandel noch wunderbare Trouvaillen und ausgezeichnete Performer finden. Viel Spaß beim Genießen – Wolfgang Beiss

Für Fragen steht der Autor und Mitglied der Jury unter +41 79 400 99 33 oder wbeiss@bluewin.ch gerne zur Verfügung.

Die wichtigen 7 Weinbauregionen der Insel sind (von W nach O):

Laona-Akama, Vouni Panayia-Ampelitis, Krasochoria Lemesou (mit den 2 regionalen Ursprungsbezeichnungen Laona und Afames), Commandaria, Pitsilia sowie Larnaka-Lefkosia.

Weinbau im türkisch-zypriotischen Teil spielt keine Rolle für den Rest von Zypern, auch nicht im EU-Handel, und wird in dieser Abhandlung nicht berücksichtigt.

Rebsorten Zyperns und ihre Charakteristiken

Zu den bedeutenden weißen Sorten auf Zypern gehören (a = autochthon):

  • Xynisteri (a) frisch, fruchtig, dezente Säure, auch Partner im Commandaria
  • Spourtiko (a) groß- und gelbbeerig, fruchtig, leicht, Befruchtungspartner für Maratheftiko
  • Promara (a) auch Morokanella genannt, großbeerig, Zitrusnote, blumig
  • Muscat d’Alexandrie aromatisch, muskatig, ideal für Süßweine (Mosxatos), sehr langlebig
  • Palomino
  • Chardonnay
  • Sauvignon Blanc
  • Semillon
  • Riesling

Die wichtigsten roten Rebsorten auf Zypern sind (a = autochthon):

  • Mavro (a) „die Schwarze“, 60 Prozent der Rebfläche auf der Insel, leicht, farbintensiv, sehr großbeerig, Partner im Commandaria
  • Maratheftiko (a) voll, aromatisch, erdig, sehr wertvoll, hohes Alterungspotenzial, braucht meist einen Befruchtungspartner wie Spourtiko
  • Yiannoudi (a) fruchtig, elegant, rubinrot, feinnervig, der Pinot Noir Zyperns
  • Ofthalmo (a) leicht, aromatisch, hellrot, verhaltene Säure, zum jung Trinken
  • Lefkada (a) kraftvoll, tanninig, nachhaltig am Gaumen, gutes Reifepotenzial
  • Mourvèdre auf Zypern Mataro genannt, nicht einfach, hohe Säure, reiche Tannine, fruchtig
  • Shiraz
  • Merlot
  • Cabernet Sauvignon
  • Cabernet Franc besonders in der Rosé-Produktion
  • Carignan
  • Grenache
  • Alicante Bouschet
  • Cinsault

Commandaria:
Dies ist nach heutiger Erfahrung der älteste nach unverändert gleichem Produktionsverfahren und in derselben Region hergestellte Wein der Welt. Es ist eine Cuvée aus an der Sonne und im Wind getrockneten Trauben (5-20 Tage Dauer) der Rebsorten Xynisteri (Anteil ca. 60-70 Prozent) und Mavro (ca. 30-40 Prozent).

Dieser Wein darf nur von 9 Betrieben in den 14 Gemeinden der Region Commandaria auf 500-900m (am Südhang des Troodos-Gebirges und nördlich von Limassol) hergestellt werden. Dieses Verfahren heißt „Mana“-Methode und ähnelt dem Solera-Verfahren der Sherry-Herstellung, wobei auch Alkohol zum Spriten beigesetzt werden darf.

Wegen seines moderaten Alkohols von 13-15 Vol., aber einer vergleichsweise kräftigen Säure, in Kombination mit dem Restzuckeranteil von 250-290 Gramm pro Liter ist er, auch in der geöffneten Flasche, unbegrenzt haltbar. Empfehlung: auf 10-15° C temperiert trinken und nicht im Kühlschrank aufbewahren.

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