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Ziemlich grosse Jahrgangsgewächse (Teil 2)

Ziemlich grosse Jahrgangsgewächse (Teil 2)
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Ob die Pfälzer Winzer die Nase vorne haben oder ihre Kollegen von der Nahe, wird bei Verkostungen von Riesling immer wieder aufs Neue diskutiert. Klar ist diesmal allerdings, dass Rheinhessen einige der besten Rieslinge des Jahrgangs stellt.

In der Pfalz haben fast alle Winzer ihren unverwechselbaren Stil gefunden. Das ist gut, aber das kann man auch eher überraschungsarm finden. Die Rieslinge des Weinguts Acham-Magin zum Beispiel fallen immer fein und elegant aus, allerdings auch ein bisschen gleichförmig. Da könnte man, wenn man wollte, noch ein bisschen mehr Abwechslung schaffen.

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Auch bei Buhl hat man seinen Stil gefunden, arbeitet allerdings an ihm, macht die Vorzüge der einzelnen Terroirs Jahr für Jahr deutlicher; kraftvoll sind die Weine von Reichsrat von Buhl, puristisch, trocken, straff und allemal imposant. Diesmal merkte man es beispielsweise am Pechstein, der noch ein bisschen anders schmeckte und roch als die restlichen Weine des Hauses und der herrlich kraftvoll, mineralisch, tiefgründig ausfiel.

Mit dem Reiterpfad-In der Hohl oder dem Kieselberg hatte das Gut allerdings noch mehr Spannendes aus 2016 zu bieten. Nachbar Bassermann-Jordan wirkte generell wieder etwas finessenreicher, eleganter als Buhl, weder besser noch schlechter, und alles andere als vordergründig, während von Winning erst ansatzweise zeigen konnte, was es beherrschte.

Auch die Weine von Steffen Christmann, dem Chef des VDP, waren noch etwas verhalten – zeigten aber noch besser als manch anderer Riesling den Terroir-Charakter; Idig ist immer Idig und wird in ein, zwei Jahren verehrungswürdig gut ausfallen. Rings Saumagen ist hervorzuheben, die Weine von Rebholz gefallen sehr, Mosbacher sollte man mit seinem charmanten, vergleichsweise zugänglichen Stil nicht unterschätzen. Minges, Meßmer und Müller-Catoir haben dagegen noch Potenzial.

Die Nahe bewährt sich mal wieder

Schlechte Rieslinge an der Nahe? So gut wie ausgeschlossen! Man kann blind zugreifen, seit vielen Jahren. Die Weine von Schäfer-Fröhlich gelten vielen Verkostern als die imposantesten der ganzen Region, aber mir sind sie teilweise zu plakativ. Lieber Dönnhoff, von dem ja nicht nur die Hermannshöhle hervorzuheben ist, sondern auch Felsenberg-Felsentürmchen. Duftig, fein, spielerisch die Rieslinge von Emrich-Schönleber, allen voran Frühlingsplätzchen.

Gut Hermannsberg sollte man auf keinen Fall unterschätzen. Die Rieslinge des zu neuer Blüte renovierten Gutes sind mitnichten so massiv wie die von Schäfer-Fröhlich, dafür sehr puristisch, fein, ziseliert. Rieslinge für Kenner, an der Spitze der Rotenberg. Wieder ganz anders dagegen: das Schlossgut Diel mit seinen fast burgundisch wirkenden Weinen, elegant, fein, duftig und stilvoll. Man hat sich hier emanzipiert.

Rheinhessen mit Terroircharakter

Pfalz und Nahe in Ehren – doch wenn eine Region in diesem Jahr herausgehoben werden soll aus dem hochklassigen Gesamtangebot des Jahrgangs 2016, dann sicher Rheinhessen. Das Weingut Keller zeigte mit dem Pettenthal einen Wein, der als bester der gesamten Verkostung einzustufen sein dürfte – ungeheuer konzentriert, aber dabei ganz unangestrengt.

Überhaupt ist Pettenthal der Flight des Jahres, denn auch Kühling-Gillot hat Bemerkenswertes abgeliefert, Gunderloch stellt sehr gelungenen Riesling aus dieser Lage vor, und auch Schätzel kann sich sehen lassen. Über den Rest der Region muss man mitnichten schweigen: Battenfeld-Spanier ist sehr konstant, Wagner-Stempel eine Überraschung (vor allem mit dem Höllberg), und dass Wittmann ausgezeichnet gefällt, ist kein Wunder. Übrigens vor allem mit dem Brunnenhäuschen, derweil Morstein etwas verschlossen wirkt, vielleicht nicht ganz so grandios wie in früheren Jahren.

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Da war ja noch was – nämlich aus 2015!

Auch an der Nahe und in der Pfalz macht sich die begrüssenswerte Mode, Weine später als früher üblich vorzustellen, bemerkbar. Der in sich ruhende Kirchenstück-Riesling von Bürklin-Wolf zeigt, warum dies eine gute Idee ist: Eine solche Eleganz in flüssiger Form muss man erst mal hinbekommen.

Besonders empfehlenswerte VDP-Weingüter im Jahrgang 2016

Weingut Keller: Pettenthal
Weingut Gunderloch: Pettenthal
Weingut Wittmann: Brunnenhäuschen, Kirchspie
Weingut Bassermann-Jordan: Ungeheuer
Weingut Reichsrat von Buhl: Pechstein, Reiterpfad-In der Hohl
Weingut Christmann: Idig, Mandelgarten-Meerspinne
Weingut Kühling-Gillot: Pettenthal, Hipping, Rothenberg
Weingut Gut Hermannsberg: Rotenberg
Weingut Diel: Goldloch, Pittermännchen
Weingut Rings: Saumagen

… und aus 2015

Weingut Bürklin-Wolf: Kirchenstück

Über den Autor

Wolfgang Faßbender ist seit 25 Jahren als freier Journalist in den Bereichen Wein und Gastronomie tätig. Der gebürtige Leverkusener hat mehr als 80 Bücher geschrieben oder herausgegeben, arbeitet für viele Zeitschriften und mehrere Zeitungen, testet sich als Restaurantkritiker durch die Welt.

Er pendelt zwischen seinen Wohnsitzen im Rheinland und Zürich.

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