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Weinregion Douro – Der Durchstarter Portugals

Weinregion Douro – Der Durchstarter Portugals
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Die Douro-Region, einst nur für Portwein bekannt, hat sich in den vergangenen 10 Jahren in die Weltklasse für Rotwein heraufgearbeitet. Das hat sie hauptsächlich einer Boygroup zu verdanken.

Ob sie auch singen können, ist nicht bekannt. Und Jungs sind sie genau genommen auch nicht mehr. Die „Douro Boys“ sind fünf Winzer, die sich 2003 zusammenschlossen, um die Welt darüber zu unterrichten, dass ihre Heimatregion mehr zu bieten hat als Portwein. Waren Weine aus Portugal lange als minderqualitativ verschrien, sind heute prämierte Flaggschiff-Weine aus dem Douro keine Seltenheit mehr. Doch bis es so weit war, musste sich einiges verändern.

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„Wir sind die aktuelle Generation der ältesten Familien, die mit Portwein handelte,“ erklärt der Douro Boy Cristiano van Zeller. Seine Familie verkaufte ihr Port-Weingut Quinta do Noval 1993 an einen internationalen Konzern – ein Schritt, zu dem sich in den vergangenen 60 Jahren auch andere Traditionshersteller entschlossen. „Aber wir hatten Ländereien behalten – eine Gelegenheit, kreativ zu werden.“

Port hui, Wein pfui – das muss nicht sein

„Wir haben hier etwas, was es sonst nirgends gibt.“

Weinberg von Quinta do Vale do Meao, Vila Nova de Foz Coa (Portugal)
Weinberg von Quinta do Vale do Meao, Vila Nova de Foz Coa (Portugal)

Mit seinem Freund Dirk Niepoort, dessen Familie sich vom Portweingeschäft nicht getrennt hat, habe er schon in den 1980er Jahren darüber gesprochen, wie sich die Region weiterentwickeln könnte. Beide waren sicher: das Potential für hervorragende Weine ist da – es wurde bisher nur nicht genutzt.

„Vor allem in den letzten 300 Jahren sah es so aus: mit dem guten Lesegut wurde Port gemacht, und der Rest ging in den Wein“, berichtet Dirk Niepoort. Hier musste sich etwas tun.

Schliesslich hat die Region viel zu bieten: Da sie mit 45 000 ha Rebfläche sehr gross ist, finden sich Lagen sowohl in kontinentalem als auch in Seeklima. Die Weinberge, zumeist in Steillagen mit hohem Schiefer- und Granitanteil, neigen sich in verschiedene Himmelsrichtungen.

Die 85 zugelassenen Rebsorten sind allesamt autochton, zum Beispiel Touriga Nacional, Tinta Roriz oder Touriga Franca. Dass keine internationalen Rebsorten angebaut werden, war lange Zeit ein Nachteil für den Export. Doch die Douro Boys befanden, dass man diesen Umstand einfach nur richtig nutzen und kommunizieren muss: „Wir haben hier etwas, was es sonst nirgends gibt.“

Cuvée in der Flasche – und im Weinberg

Dirk Niepoort präsentiert seine vielfach prämierten Weine
Dirk Niepoort präsentiert seine vielfach prämierten Weine

Um diesen Trumpf auch ausspielen zu können, bedurfte es aber einiges an Umstellung: Zunächst musste dem Wein die gleiche Priorität eingeräumt werden wie Port, erklärt Dirk Niepoort.

Die Trauben für Wein müssen früher geerntet werden als für Port, damit die Weine Säure erhalten. Betriebe mussten für den modernen Weinbau ausgerüstet werden – ein Punkt, bei dem ganz Portugal lange hinterherhinkte.

Noch heute wird im Douro eine grosse Menge des Traubenguts mit den Füssen gepresst. Diese Methode ist nicht unbedingt überholt: Cristiano van Zeller beispielsweise experimentiert auf seiner 1996 gegründeten Quinta do Vale Dona Maria mit einer Kombination aus Fusspressung und moderner Technik.

Typisch für Portugal sind Cuvées. Die verschiedenen Rebsorten werden oft aber nicht erst bei der Vinifikation zusammengeführt. Mischbepflanzung ist noch immer weit verbreitet, also mehrere verschiedene Rebsorten in einem Weinberg.

Das mache zwar mehr Arbeit, erklärt Dirk Niepoort, denn zum einem muss man die richtige Mischung für das jeweilige Terroir finden, und zum anderen ist ein gemischter Satz schwerer kontrollierbar. Doch was dabei herauskommt, sei die Mühe wert: konzentrierte, aber harmonisch ausbalancierte Weine, die das Terroir wiedergeben. Die Rotweine reifen lange im Holzfass, was ihnen kräftige Tannine verleiht.

Vom Monster zum Star

Bei so vielen Möglichkeiten, die es auszuprobieren gibt, kann auch schon einmal etwas daneben gehen. Der erste Rotwein „Robustus“, den er 1990 herstellte, erinnert sich Dirk Niepoort, sei ein „Monster“ gewesen: zu konzentriert, zu dicht, zu viel von allem. Dieser erste Jahrgang kam nie auf den Markt.

Aber: Die Neuauflage ab 2004 erhielt höchste Ratings der führenden Weinkritiker – die ihm zudem ein gutes Alterungspotential voraussagen. Auch das ist ein typisches Merkmal der neuen Douro-Weine: mit dem Alter werden sie oft noch besser.

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Doch obwohl die Arbeit der Douro-Winzer bereits Früchte getragen hat, sind sie noch lange nicht angekommen, meint Dirk Niepoort: „Wir wissen, welche die besten Weinberge für Port sind. Was Rot- und Weissweine betrifft, sind wir gerade erst am Anfang, es herauszufinden.“

Die Douro Boys

Dirk van der Niepoort, Niepoort Vinhos (www.niepoort-vinhos.com)

Cristiano van Zeller, Quinta do Vale Dona Maria (www.quintavaledonamaria.com)

João Feirrera Álvares Ribeiro, Quinta do Vallado (www.quintadovallado.com)

Miguel Roquette, Quinta do Crasto (www.quintadocrasto.pt)

Francisco „Vito“ Javier de Olazabal, Quinta do Vale Meão (www.quintadovalemeao.pt)

Über die Autorin

Alice Gundlach arbeitet seit 2005 als Journalistin, seit 2011 ist sie freie Autorin mit den Schwerpunkten Wein und Food. Davor schrieb sie schon als angestellte Redakteurin regelmässig über Weinthemen.

Sie ist spezialisiert auf die Weinregionen Deutschlands und Italiens.

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