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Provence in Pink – Die lachsfarbene Erfrischung

Provence in Pink – Die lachsfarbene Erfrischung
Copyright iStockphoto espiegle

Die lachsfarbene Erfrischung aus der Provence gilt als Sommerwein des Jahres 2017. Vor allem dann, wenn sie mit fantasievollen Bezeichnungen und in attraktiven Flaschen auf den Markt kommt. Doch auch qualitativ lässt sich der Trend zum Rosé begründen: Die Technik hilft, auch im pinken Getränkesegment zuverlässige Qualitäten zu garantieren. Und als Speisenbegleiter ist der Hellrote mit mediterranem Charme eh kaum zu schlagen.

Brad Pitt ist schuld. Oder vielleicht doch Angelina Jolie? Vermutlich beide. Nicht erst seit ihrer spektakulären Trennung ist ihr Weingut Château Miraval auch bei jenen bekannt, die weder Weinzeitschriften lesen noch die Rückenetiketten der gekauften Ware allzu genau studieren. Und die bislang nie auf die Idee gekommen wären, für eine Flasche Wein 15 oder mehr Euro auszugeben: schon gar nicht für Rosé!

Auf einen Blick: Zehn empfehlenswerte Rosés

Doch im Falle des Schauspieler-Tropfens tendieren viele zu Ausnahmen, lassen einen Miraval für besondere Gelegenheiten einpacken, reichen den Promi-Tropfen stolz bei Tisch. Und kippen mit einem Schluck vom letzten Jahrgang gleich den historisch schlechten Ruf dieser Gattung von Rebensaft hinunter.

TREND ZUR PERFEKTIONIERUNG

Trend des Sommers: frische Rosé-Weine
Trend des Sommers: frische Rosé-Weine

Und die Provenzalen? Die atmen auf. Lange war der zwischen Saint-Tropez und Saint-Rémy wachsende Rosé eher Ladenhüter, musste zu Niedrigstpreisen in die Supermärkte gebracht werden. Dort steht er zwar noch immer in den Regalen, doch oft zu beachtlichen Tarifen, und die Weinkarten der feinen Gastronomie hat er auch erreicht. Vor allem dann, wenn man ihn ein bisschen anders vinifiziert als sonst.

Rémy Reboul tut das. Im Château d’Estoublon zwischen Les Baux und Fontvieille lässt der Quereinsteiger sein Mittelding zwischen Weiss- und Rotwein auch in gebrauchten Barriques reifen. Er produziere gern einen etwas anderen Wein, sagt Reboul. Und er hat ja Recht. Warum sollte man Rosé nicht auch „à la complexité“ ausbauen? Mit Vergärung im Holz, mit Batonnage, also dem Aufrühren der Hefe, mit niedrigen Erträgen?

Rébouls Kollege Sacha Lichine tut das in Perfektion, auf Château d’Esclans, wo er die Ernte alter Reben mittels bestmöglicher Vinifikation zu einem der teuersten Rosés der Erde vinifiziert.

Und warum muss Rosé eigentlich ein Abfallprodukt sein, so wie früher? Die Saignée, der von der Rotweinmaische abgezogene hellrote Saft, ist ja nicht der einzige echte Rosé; man kann schliesslich die Trauben direkt zu Rosé pressen. Oder beide Verfahren miteinander kombinieren.

Für alle Varianten gilt: Wenn sich der Winzer nicht ungeschickt anstellt, kann er mit dem meist rasch ausgebauten und schnell verkauften Sommerwein beträchtlichen Gewinn einfahren.

VARIANTEN FÜR KENNER

Egal ob Saignée oder Direktpressung: Ein Name muss her und ein Design. In aller Munde ist Whispering Angel, der coole Viertwein von Château d’Esclans. Den Pink Flamingo der Domaine Royal de Jarras, in der Camargue als besonders hellfarbiger Rosé erzeugt, kaufen die Leute sicher nicht nur des fruchtigen Inhalts, sondern auch der kecken Bezeichnung und der eleganten Erscheinungsform wegen.

Auf Letztere haben sich die Domaines Ott ohnehin spezialisiert: Sie hielten immer schon die Fahne der provenzalischen Rosékultur hoch, schafften auch in den schlechtesten Zeiten den Einzug auf die Karten der Sterne-Gastronomie. Die herrlich altmodisch wirkenden Flaschen trugen ihren Teil zum Erfolg bei.

Ob Ott-Rosé seinen gar nicht so niedrigen Preis wert ist, oder ob man nicht doch gleich einen erstklassigen Weiss- oder Rotwein kaufen sollte, kann man fragen, macht sich aber dadurch lächerlich. Das eine schliesst das andere bekanntlich nicht aus – und Rosé ist und bleibt nun mal Rosé und was Besonderes für den Sommer.

PISSALADIÈRE UND ZIEGENKÄSE

Seine Vorzüge spielt die rosig aussehende Spezialität allerdings nicht nur beim Aperitif, sondern auch bei Tisch aus. Wer es sich einfach machen will, serviert ihn zu sämtlichen Speisen der mediterranen Sommerküche – vom gegrillten Gemüse mit frischem Thymian über die Pissaladière, die provenzalische Variante der Pizza, bis zur Entenbrust mit Ingwer und Lavendel.

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Frischer Ziegenkäse eignet sich gut zu stahltankgereiftem Rosé, ältere Crottins kommen auch mit barriquegereiften Varianten klar. Nur die gern mal propagierte Kombination aus Rosé im Glas und frischen Beeren auf dem Teller kann man sich abschminken: Trockener Wein und süsse Nachspeisen lassen sich praktisch nie in überzeugenden Einklang bringen.

Und da provenzalische Rosés nur sehr selten süss ausfallen, ist in diesem Falle der Rückgriff auf eine andere Spezialität des französischen Südens gestattet: Gereifter Muscat de Beaumes-de-Venise zum Dessert ist ein kaum zu übertreffendes Erlebnis. Allerdings einen eigenen Artikel wert!

ZEHN EMPFEHLENSWERTE ROSÉS AUS DER PROVENCE

Château Miraval, www.miraval-provence.com

Château d’Estoublon, www.estoublon.com

Château d’Esclans, esclans.com

Château de Minuty, www.minuty.com

Domaine du Jas d’Esclans, www.jasdesclans.fr

Château Romanin, www.romanin.com

Domaine Royal de Jarras, www.domainedejarras.com

Domaine des Escaravatiers, www.escaravatiers.com

Château Revelette – Sandra und Peter Fischer, www.revelette.fr

Domaines Ott, www.domaines-ott.com

Über den Autor

Wolfgang Faßbender ist seit 25 Jahren als freier Journalist in den Bereichen Wein und Gastronomie tätig. Der gebürtige Leverkusener hat mehr als 80 Bücher geschrieben oder herausgegeben, arbeitet für viele Zeitschriften und mehrere Zeitungen, testet sich als Restaurantkritiker durch die Welt.

Er pendelt zwischen seinen Wohnsitzen im Rheinland und Zürich.

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