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Präsentation der Grossen Gewächse 2015 – Teil 1

Präsentation der Grossen Gewächse 2015 – Teil 1
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Sehnsüchtig erwartete die Weinwelt die Präsentation der Grossen Gewächse des Jahrgangs 2015. Während manche schon von einem neuen Jahrhundertjahrgang sprechen, wundern sich andere über die immer noch vorhandene Unausgeglichenheit in manchen deutschen Regionen. Fest steht, dass die besten Rieslinge zu den spannendsten Weinen der letzten Jahre gehören und dass man auf Mosel und Rheinhessen besonders achten sollte.

Ein Jahrhundertjahrgang, jubelten manche Winzer schon im Herbst vergangenen Jahres. Aus lauter Freude, dass die Ernte weitgehend unproblematisch verlaufen war und sich das Lesegut im Bestzustand präsentierte, brach auf breiter Front Euphorie aus. Eine, die auch heute noch anhält, wenn man die schwierigen Wetterbedingungen des Jahrgangs 2016 zum Vergleich heranzieht.

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Wäre jedes Jahr wie 2015, wären tatsächlich alle zufrieden: Nachdem die Hitze des vergangenen Sommers abgeklungen war, wurde eine weitgehend unkomplizierte Ernte durchgeführt, bei der alles möglich war.

Riesling mit Tiefgang

Alles gut also? Ja, fast. Die 2015er sind teilweise sehr zugängliche Weine, leicht verständlich, aber mit Tiefgang, teilweise freilich ahnt man erst, was kommen könnte. Was ja nicht bedeutet, dass alles herausragend wäre. Unter den Grossen Gewächsen, die vor wenigen Tagen vorgestellt wurden, finden sich auch Weine, die das Potenzial nicht ausschöpfen können.

Schmelz und Würze, ja klar, aber nicht jene Grandezza, die sie von einer guten trockenen Spätlese unterscheiden sollte. Wo allerdings sauber gearbeitet worden war, vibrieren die Weine, besitzen eine mit mineralischer Finesse und Frische verbundene Kraft, die sie langlebig machen dürfte. Die besten 2015er dürften tatsächlich lange Spass machen.

Rheingau & Mosel

Edle Weissweine bereit zum Degustieren
Edle Weissweine bereit zum Degustieren

Nachdem ich in den vergangenen Jahren regelmässig den Rheingau rauf und runter verkostet hatte, begann ich diesmal mit der Mosel und schaffte später aus der Region zwischen Lorch und Hochheim nur noch wenige Weine.

Der Kiedricher Gräfenberg von Weil (94) gefiel mit seiner Präzision am meisten, auch wenn ihn manche Verkoster nicht als ganz grossen, sondern nur als halbwegs grossen Wein sahen. Anderes im Rheingau enttäuschte ein bisschen, da hinken noch viele Betriebe ihrem Potenzial hinterher.

Wirkliche Enttäuschungen hielten sich an der Mosel im Rahmen – und das trotz der Tatsache, dass da eine im Vergleich zu früheren Jahren riesige Menge an Weinen aufgefahren wurde. Schön beispielsweise der Blaufüsser Lay von Heymann-Löwenstein (93-94).

Deutlich im Status der Underperformer befanden sich dagegen die geradlinigen, aber wenig ausdrucksstarken Vertreter des Weinguts Loosen, auch mit S.A. Prüm konnte ich nur in begrenztem Umfang etwas anfangen. Bei anderen Weinen war zu spüren, dass da etwas war und noch werden konnte.

Aber ob man es eine gute Idee nennen darf, die spannenden, aber sehr verschlossenen Weine von Clemens Busch (am besten Fahrlay und Falkenlay) zu diesem Zeitpunkt vorzustellen?

Von Othegraven begeisterte der Altenberg (93), während der Bockstein sehr verhalten wirkte. Schloss Lieser gefiel ebenso ausgezeichnet wie van Volxem, aber die meiste Spannung kam dann doch bei den Weinen des St. Urbans-Hofs auf: welche Kraft, welches Spiel!

Rheinhessen & Nahe

Nein, die Nahe war dieses Mal nicht schlecht. Wann wäre sie irgendwann schlecht gewesen? Aber was die besten Winzer Rheinhessens ablieferten, war fast noch ein Quäntchen interessanter.

Über Klaus-Peter Keller muss man kaum schreiben, sein Hubacker war einer der besten Weine der Verkostung (96), unter den nicht ganz einfachen Wittmann-Vertretern gefielen mir Brunnenhäuschen und Morstein knapp vor dem Rest, der Rothenberg von Kühling-Gillot (95) war unverkennbar Kühling-Gillot und unverkennbar Rothenberg. St. Antony und Schätzel fielen zwar weniger auf, zeigten sich aber ebenfalls sehr erfreulich.

Unter den Naheweinen gefielen die Dielschen Weine, die fest und geradlinig waren, vor allem das Goldloch (94). Prinz Salm zeigte sich gut erholt, die Platzhirsche Emrich-Schönleber und Dönnhoff, der auch ein Grosses Gewächs aus der früher für Süssweine bekannten Lage Brücke anstellte, punkteten wie gewohnt.

Mit den Weinen von Schäfer-Fröhlich konnte ich persönlich nicht so wahnsinnig viel anfangen, auch wenn sie Klasse zeigten, und die beiden Rieslinge von Gut Hermannsberg liessen mich etwas ratlos zurück. Da war enorme Substanz, da gab es Festigkeit, aber noch ein gewisses Potenzial. Abwarten und neu verkosten!

Mittelrhein & Co.

Ob Saale-Unstrut mal ein Land der Grossen Gewächse wird, ist unklar; ein einziger Vertreter präsentierte sich in Wiesbaden, und der war solide. Eine Vokabel, die auch auf die Rieslinge von Toni Jost, Matthias Müller und Ratzenberger vom Mittelrhein zutraf; Lanius-Knab wirkte wie gewohnt eigenwillig.

Im nächsten Teil folgen Notizen zu den Rieslingen der Pfalz, aus Franken und Baden, zu Silvaner und den 2014er Rotweinen.

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Mosel
Weingut Heymann-Löwenstein, www.hlweb.de
Weingut St. Urbans-Hof, www.urbans-hof.de
Weingut Schloss Lieser, www.weingut-schloss-lieser.de
Weingut Reinhold Haart, www.haart.de
Weingut Clemens Busch, www.clemens-busch.de

Rheingau
Weingut Weil, www.weingut-robert-weil.com

Nahe
Schlossgut Diel, www.diel.eu
Gut Hermannsberg, www.gut-hermannsberg.de

Rheinhessen
Weingut Gunderloch, www.gunderloch.de
Weingut Kühling-Gillot, www.kuehling-gillot.de
Weingut St. Antony, www.st-antony.de
Weingut Schätzel, www.schaetzel.de

Über den Autor

Wolfgang Faßbender ist seit 25 Jahren als freier Journalist in den Bereichen Wein und Gastronomie tätig. Der gebürtige Leverkusener hat mehr als 80 Bücher geschrieben oder herausgegeben, arbeitet für viele Zeitschriften und mehrere Zeitungen, testet sich als Restaurantkritiker durch die Welt.

Er pendelt zwischen seinen Wohnsitzen im Rheinland und Zürich.

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