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Mach die Pulle auf: Alles zum Thema Trinkreife

Mach die Pulle auf: Alles zum Thema Trinkreife
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Aufmachen oder nicht, das ist eine Frage, welche so manchen Weinliebhaber beschäftigt. „Trinkreife“ beschreibt den Zustand, in dem ein Wein den maximalen Genuss verspricht. Das kann je nachdem unmittelbar oder auch Jahrzehnte nach der Abfüllung sein. Die Wahrnehmung der Trinkreife hängt von der jeweiligen gustatorischen und olfaktorischen Wahrnehmung des Geniessers ab.

Nicht jeder Wein profitiert von Lagerung. Die grosse Mehrzahl der auf dem Markt erhältlichen Weine sollte in den nächsten ein bis zwei Jahren nach der Abfüllung genossen werden. Häufig sind Weine bereits mit entsprechenden Empfehlungen des Winzers versehen. Wenn nicht, kann auch die Behandlung, die dem Wein bisher zuteilwurde, aufschlussreich sein.

Auf einen Blick: Hier geht es zur Trinkreifetabelle 2017

Weine, die von guten Lagen oder sogar Einzellagen stammen, werden in der Regel länger ausgebaut; Weissweine nach mindestens einem Jahr, Rotweine nach zwei bis drei Jahren abgefüllt. Einige dieser Exemplare dürfen anschliessend noch weitere Zeit in der Flasche reifen, bevor sie zum Verkauf freigegeben werden.

Lagern oder Leermachen?

Auch im heimischen Weinkeller können diese Weine noch Zeit verbringen: Drei Jahre für Weissweine, fünf Jahre für Rotweine gelten als Massstab. Bei Spitzenweinen wie einem Premier Cru aus dem Bordeaux oder einer spanischen Gran Reserva dürfen es sogar 10 Jahre oder mehr sein. Edelsüsse Weine nehmen übrigens eine Sonderstellung ein: Trockenbeerenauslesen & Co. aus Topregionen können bei fachgerechter Lagerung Jahrzehnte überdauern.

Auch das Alter der Reben kann aufschlussreich sein, wenn man auf der Jagd nach Weinen mit Lagerungspotenzial ist. Den Beeren alter Reben wird nachgesagt, mehr Extrakte und Körper in die Weine zu bringen, was sich positiv auf das Lagerungspotenzial auswirken kann.

Wenn Petrus nicht mitspielt

Natürlich hängt die Qualität eines Weines nicht nur von der Ausbaumethode ab. Denn obwohl die Produktion in vielen Betrieben mittlerweile hochtechnisiert ist, gibt es nach wie vor Umstände, die der Winzer nicht beeinflussen kann. Dazu gehört unter anderem die Witterung. Auch herausragende Weine sind eben in manchen Jahren noch einen Deut besser, als in anderen.

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Für die Qualität eines Weines ist die Reife der Beeren entscheidend, und ein schlechter Jahrgang hat häufig zur Folge, dass die Trauben nicht optimal ausreifen oder auch vermehrt schadhaftes Lesegut vertreten ist. Durch strenge Selektion bei der Ernte und hervorragende Arbeit im Keller können diese Nachteile jedoch – zu einem gewissen Masse – ausgeglichen werden.

Innere Werte: Worauf es wirklich ankommt

Diverse Faktoren sind ausschlaggebend für das Lagerpotenzial eines Weines. Säure fungiert als Antioxidationsmittel und wird mit der Zeit abgebaut. Ein Wein, der von Beginn an mit wenig Säure aufwartet, wird nach einigen Jahren also ziemlich flach daherkommen.

Auch Tannine entwickeln sich über die Jahre, werden mürber, weicher, die Weine in der Folge gehaltvoller und komplexer. Ein hoher Zuckergehalt hat einen konservierenden Effekt. Insbesondere hochklassige Süssweine haben deshalb oft ein herausragendes Lagerpotenzial.

Zum Thema Alkoholgehalt schreibt Madeline Puckette von Winefolly, dass ein Alkoholgehalt von unter 13,5% Vol. von Vorteil sei, da Alkohol in Rot- und Weissweinen (ausgenommen Portweine) sich schneller in Essig umwandele.

Altern in Würde: Diese Rebsorten haben Potenzial

Wie immer bestätigen Ausnahmen die Regel, dennoch gibt es einige Rebsorten, denen ein längeres Leben quasi im Blut liegt. Tanninreiche Rebsorten, wie Cabernet Sauvignon, aber auch Nebbiolo, Tannat, Syrah und Sangiovese gehören dazu.

Bei den Weissweinen triumphieren die säurehaltigen Sorten wie Riesling oder grüner Veltliner. Auch hochwertige Weine aus Sauvignon Blanc oder Chardonnay, vor allem, wenn diese in Holz ausgebaut wurden, können sich als langlebig erweisen. Die von Weinexpertin Jancis Robinson entworfene Liste gibt Orientierungshilfe:

Rebsorte Lagerpotenzial
Zinfandel 2-6 Jahre
Chardonnay 2-6 Jahre
Tempranillo 2-8 Jahre
Sangiovese 2-8 Jahre
Pinot Noir 2-8 Jahre
Merlot 2-10 Jahre
Syrah 4-16 Jahre
Nebbiolo 4-20 Jahre
Cabernet Sauvignon 4-20 Jahre
Edelsüsse Weine 5-25 Jahre
Bordeaux-Weine 8-25 Jahre
Grand Cru Burgunder 8-25 Jahre
Riesling 2-30 Jahre
Loire Tal Chenin Blanc 4-30 Jahre
Hochklassige Portweine 20-50 Jahre

Lagerpotenzial? Im Zweifelsfall probieren

Wenn Sie meinen, auf einen Wein mit Potenzial gestossen zu sein, schadet es nicht, eine Flasche zu öffnen und diese einem Test zu unterziehen. Hierfür verkosten Sie zunächst ein Glas des Weins. Ausser der Ausgewogenheit der Aromen interessieren uns Mundgefühl, Balance zwischen Säure, Tanninen und Fruchtigkeit und Abgang des Weins.

Einige Stunden später sollte ein zweites Glas verkostet werden, bevor Sie am nächsten Tag in die letzte Runde gehen. Wenn der Wein bis dahin nicht an Qualität eingebüsst hat oder die Aromen „verblasst“ sind, ist das ein gutes Zeichen dafür, dass er auch längerfristig lagerfähig ist. Wichtig: Die Flasche sollte nach dem Probieren stets wieder verschlossen werden.

Kaufen Sie von einem solchen „Wein mit Potenzial“ möglichst gleich mehrere Flaschen: Denn richtig interessant wird es doch, wenn man die Entwicklung im Abstand mehrerer Jahre beobachten kann. Eine penible Dokumentation in Form von Notizen ist dabei natürlich Pflicht.

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