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La Tour d’Alsace – ein Ausflug für Geniesser

La Tour d’Alsace – ein Ausflug für Geniesser
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Eine aussergewöhnliche Region mit einer lebhaften Vergangenheit. Ihre politische Zugehörigkeit war mal Deutsch mal Französisch, um dann letztendlich an Frankreich überzugehen. Deshalb gibt es auch heute noch Dörfer mit einem Deutsch klingenden Namen. Und es wird auch noch gesprochen, das Elsässer Deutsch.

Wenn wir an das Elsass denken, dann fallen uns sofort Strasbourg oder Colmar ein. Aber was ist mit dem Elsass, das so viele kleine Dörfer in sich birgt, die versteckt, oft unentdeckt und abseits der grossen Touristenströme liegen? Immerhin warten hier 170km Weinstrasse auf den Reisenden sowie zahlreiche Restaurants und Weinstuben.

Der Tourismus im Elsass

Im Elsass kommen Wein und Tourismus sehr gut miteinander aus. Die Weinberge ziehen Touristen an. Und der Tourismus bringt die Leute in die Weinberge. Jedoch wie jede gute Ehe, benötigt es Bemühungen.

Um Kunden zwischen dem nördlichsten Punkt der Weinstrasse, in Marlenheim und dem südlichen Ende, in Thann zu fangen, muss man sich schon etwas einfallen lassen. Der Geist hat sich tiefgründig verändert. Heute nehmen die Winzer ihre potentielle Kunden mit, hinter Dekor, Kulisse und Degustationstresen. Der Winzer wird zum Anbieter, Gastwirt, Organisator von Pique-niques, Führer, Entertainer, manchmal alles auf einmal und gleichzeitig.

Der Winzer empfängt den Gast und gibt alles, um ihn sein Weingut entdecken zu lassen. Das schliesst eine Tour im Weinberg mit ein, die Erläuterung der verschiedenen Rebsorten, die für den jeweiligen Boden und das Klima geschaffen sind. Zeigt ihm die Weinpresse und den Keller, um ihm dann eine personalisierte Weinprobe anzubieten, denn er hat natürlich einige besondere Flaschen in der Kühlung, die nur geradezu auf den Touristen warten. Es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn dann nicht die eine oder andere Flasche über den Verkaufstisch wandert.

Safari in den Weinbergen

Und die Ideen werden immer mehr. Eine „Safari in den Weinbergen“, drei Tage mit zwei Übernachtungen, Spaziergänge durch die Reben und schönste Parzellen, den Grand Cru (Grosse Gewächse) Lagen oder gar die Besichtigung einer Käserei, wie in Munster, mit einer Degustation abschliessend. Ein Stück Munsterkäse mit einem Gewurztraminer.

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Ein solches Angebot liest sich dann so: „Grosse Elsässische Gewächse und Käse“, die eine Hotelnacht in einem charmanten Hotel mit einschliessen und zwei Tage auf Entdeckungstour in den Weinbergen des Kaysersberg Tales auf dem Velo, unterbrochen von Besuchen bei Winzern mit anschliessender Wein & Käse Verkostung inmitten der Reben.

Qi Gong in den Weinbergen

Und jede dieser Touren hat einen „persönlichen touch“: in Ammerschwihr z.B. bei der Familie Adams bringt man die „Biodynamie“ den Gästen näher, um dann den Grand Cru Kaefferkopf im Glas zu halten.

In Kientzheim lädt Philippe Blanck seine Gäste zum „Qi Gong“ ein, eine traditionelle chinesische Gymnastik und das mitten in den Weinbergen. Diese kleine physische und exotische Übung setzt der Weindegustation die Krone auf – es hat den Anschein, dass der Heiltrank von Bacchus besser gewürdigt wird, wenn man total „Zen“ ist.

Andere wiederum lassen sich zwei volle Tage von einem der besten Sommeliers Frankreichs, Jean-Marie Stoeckel persönlich begleiten – sozusagen von einem „Weinbodyguard“.

Im Juni – alle in Weiss – SlowUp Alsace

Nur drei Ausgaben hat es gedauert und die „SlowUp Alsace“ wurde zu einer Veranstaltung, an der kein Weg vorbeiführt. Im Juni findet sie auf der „Route des Vins“ statt. Letztes Jahr waren mehr als 30.000 Personen daran beteiligt. Alle sind in weiss gekleidet und mit dem Velo, dem Tretroller, den Inlinern oder zu Fuss unterwegs.

Die Strasse wird dann komplett autofrei gehalten und hat nur ein Ziel: sich einer guten Zeit hinzugeben, mitten in der Weinlandschaft, wunderschöne Elsässer Dörfer zu entdecken, wie Châtenois, Kintzheim, Saint-Hippolyte und Bergheim. In den Dörfern erklingen Jazz, Pianocypède und andere Taschenorchester.

Weitere Informationen: www.slowup-alsace.fr/

Ein geselliges Ereignis – Weinlese für einen Tag

Die Gewerkschaft der unabhängigen Elsässer Winzer hatte eine Idee: An einem Tag der Weinlese beizuwohnen. Für einen kleinen Beitrag kann man als Tourist für 2-3 Stunden die Rebschere in die Hand nehmen, beim Abernten der wunderbaren Trauben zur Hand gehen, beim Mittagessen mitten in den Weinreben es sich gut gehen lassen, um dann noch an einer Verkostung teilzunehmen. Ein wirklich geselliges Ereignis.

Der Crémant d’Alsace

“Winzer kann man nur aus Leidenschaft sein: Vielleicht sind es die Unwägbarkeiten der  Natur, das stetige Arbeiten in den Weinbergen und letztlich die Freude über das edle Resultat, die diese Leidenschaft in uns wecken.” (Georges Lorentz)

In dem kleinen Ort Mittelbergheim gibt es einen Winzerbetrieb, der vor allem mit seinem Chardonnay Crémant einen hervorragenden Eindruck hinterlassen hat: Die Domaine Boeckel.

Seit 160 Jahren ist das Weingut ein grosser Name im Elsässischen Weinbau. Die Wurzeln der Boeckels in Mittelbergheim reichen über 400 Jahre zurück. Im Jahre 1853 gründet Frédéric in der Ortsmitte das heutige Handelsunternehmen. Seine Nachkommen machen im Laufe der Generationen aus dem Hause Boeckel einen der bekanntesten Weinproduzenten des Elsass.

Das Elsass - malerische Landschaften und verschlafene Örtchen zwischen Rhein und Vogesen
Das Elsass – malerische Landschaften und verschlafene Örtchen zwischen Rhein und Vogesen

Heute wird das Weingut von den Winzern Jean-Daniel und Thomas Boeckel in der 5. Generation geführt. Bei der Bewirtschaftung ihrer 23 Hektar Weinberge in Spitzenlagen in Mittelbergheim und Umgebung legen auch sie ein besonderes Augenmerk auf die Qualität ihrer Produktion. Seine sehenswerte Architektur macht das Weingut Boeckel zu einem Aushängeschild der elsässischen Weinstrasse und einem beliebten Touristenziel.

Fährt man die Weinstrasse weiter südlich in Richtung Thann, trifft man auf Blienschwiller. Schon im Mittelalter beschäftigte sich das Dorf mit dem Weinanbau. Es zählt an die 350 Einwohnern und 30 Winzerfamilien. Es beherbergt eine der Grand Cru Lagen: den Winzenberg. Sanft schmiegt er sich in das weite Tal und profitiert von den milden Winden und langen Sonnenstunden.

Blienschwiller bietet eigentlich alles was man sich für einen angenehmen Aufenthalt wünscht. Ein kleines aber sehr feines Restaurant – le Pressoir de Bacchus, geleitet von der Chefin Sylvie Grucker. Hier wird Bodenständiges sehr fein angerichtet und alte Rezepte neu präsentiert.

Die Weinkarte spricht für sich – ihr Mann leitet den Service und empfiehlt hervorragende Weine, während in der Küche die passenden Gerichte auf ihren Auftritt warten.

Gleich nebenan befindet sich das gemütlich eingerichtete Hotel Winzenberg. Es bietet sehr schöne Zimmer in angenehm ruhiger Umgebung und am Morgen ein reichhaltiges Frühstück. So kann man zu Fuss tagsüber die unterschiedlichen Winzer besuchen, um ihre hervorragenden Weine kennen zu lernen. Muskat, Silvaner, Pinot Gris, Pinot Blanc, Gewurztraminer, Pinot Noir und der prickelnd erfrischende Crémant warten geduldig auf ihre Abnehmer.

Eine besonderen Tipp für Blienschwiller: Bei Hubert Metz in der Cave de la Dime unbedingt einen Abstecher einplanen. Auf 10 Hektar haben sie die Chance von der Natur erhalten, die unterschiedlichen Elsässischen Rebsorten anzubauen. Der Keller – die Cave de la Dime – stammt aus 1728 und ist heute noch mit grossen Eichernfässern ausgestattet.

Die Familie Hubert Metz nimmt sich ausgiebig Zeit, um vor allem ihre Flaggschiffe zu präsentieren: wurde doch in 2014, beim ersten Wettbewerb für „Pinot Blanc“ der präsentierte Weissburgunder namens Pierre de Lune mit einer Goldmedaille versehen. Ihr knackiger Crémant rosé gibt zarte, aromatische Himbeer- und weisse Blumenaromen im Glas frei und ist eine Explosion am Gaumen.

Die Königin der Konfitüren

Weiter auf der „Route des Vins“ Richtung Süden lohnt sich ein Zwischenstopp in Niedermorschwihr. Ein Dorf wie auf einer Postkarte. Umgeben von Weingärten und der Grand Cru Lage „Sommerberg“. Bereits der gezwirbelte Kirchturm ist auffallend mit seiner besonderen Glocke.

Und mittendrin der kleine Laden von Christine Ferber, die Königin der Konfitüren, wie man sie liebevoll nennt. Die gelernte Patissière rührt in ihrem Kupferkessel nicht mehr als vier Kilogramm Früchte auf einmal an und verwandelt zuckersüsse Früchte in himmlische Konfitüren. Ein wertvolles Mitbringsel für die Daheimgebliebenen oder ein Souvenir, das man gerne zuhause auf frischen Brötchen geniesst. Ihre Kuchen sind liebevoll gebacken und warten auf durchreisende Touristen.

Biodynamie in der 13. Generation

Weinbau am Fusse der Südvogesen
Weinbau am Fusse der Südvogesen

Weiter südlich auf der Weinstrasse, Richtung Thann am Rande der Südvogesen, treffen wir auf einen weiteren kleinen Ort namens Orschwihr. Seit 1997 wirtschaftet die hier ansässige Domaine Valentin Zusslin in Biodynamie. Höchste Sorgfältigkeit im Umgang mit der Terroir: Demeter, Ecocert, Diodyvin zertifiziert.

Der Grand Cru Pfingstberg bietet ein optimales Mikroklima und auch die umliegenden Terroirs, Clos Liebenberg und Bollenberg bringen aussergewöhnliche Trauben hervor. Ein Spaziergang durch die umliegende Natur bestätigt die atemberaubende Landschaft.

Im Ortskern bleibend trifft man auf das Weingut von Materne Haegelin et filles. Drei Generationen betreiben gemeinsam das Gut – Materne seine Tochter und Enkelin. Auf dem Bollenberg, Lippelsberg und Hohnacker wachsen ihre Trauben heran.

Die dortigen Grand Cru Lagen die sie bewirtschaften sind der Pfingstberg, das Zinnkoepfle und der Spiegel. Dementsprechende Weine gibt das Terroir ab. Besonders hervorzuheben der Crémant aus Chardonnay Trauben.

Es ist immer wieder erstaunlich im gesamten Elsass zu beobachten, wie sich Tradition fortsetzt und sich die junge Generation in den Betrieb einflechtet und neue Impulse einführt. Zur Freude der Generation, die mühsam in den letzten Jahrzehnten die Weingüter aufblühen haben lassen.

Irgendwann wird der Hunger die Oberhand gewinnen und man sehnt sich nach Bodenständigem. Auf dem Dorfplatz von Orschwihr befindet sich das Restaurant
Le caveau d’Orschwihr, eingebettet in einem historischen Keller.

Spezialität des Hauses: Fondue. Vor allem das „Fondue Bacchus“ ist ein Gaumenschmaus, man sollte nur genug Zeit mitbringen. Am Ende kommt ein edler Tropfen in die Bouillon und wird dem Gast in einer typischen Elsässer Tasse zum Trinken angeboten. Es bleibt ein Geheimnis des Hauses, um welchen Tropfen es sich hier handelt, es konnte bisher noch nicht gelüftet werden.

Steiler Weg nach oben

Die steilste Grand Cru Lage ist der Rangen bei Thann, ganz im Süden der Weinstrasse. Zu seinen Füssen fliesst die Thur. Es ist auch eine gute Gegend um mit dem Mountainbike eine Tour zu unternehmen.

Das „Oeil de la Sorcière“ (Hexenauge) wacht über dem Rangen. Die Weine die hier heranreifen gehören mit zu den begehrtesten, schrieb einst „Henri Riegert“ (Ou murit le vin d’Alsace). Bekannte Elsässische Winzer, wie die Domaine Zind-Humbrecht besitzen hier kostbare Reben.

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Den Heimweg gegen Norden kann man umgekehrt antreten oder aber über die „Route des Cretes“ in den Vogesen. Auch dort warten auf den „Fermes Auberges“, wie sich die bewirtschafteten Höfe nennen, neben Erzeugnissen aus der eigenen Landwirtschaft, die eine oder andere Flasche Wein, die den Weg nach oben geschafft hat.

Bettina Wieland

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