Im letzten Jahr brachte unser Juror Marcus Cordier nicht nur Weine vom australischen Betrieb Rusden Wines zu unseren Blindverkostungen mit, sondern auch gleich den Winzer Christian Canute. Dessen Tochter Cadell verbrachte nun im Herbst ein paar Wochen auf einem rheinhessischen Weingut. Eine gute Gelegenheit zu einem Gespräch über Wein und die Welt.
Ihr Vater Christian ist ja ein renommierter Rotweinwinzer. Wie kamen Sie auf die Idee dann ausgerechnet in Deutschland bei einem Weißweinspezialisten ein Praktikum zu absolvieren?
Cadell Canute: Die Tatsache, mit Dad im Barossa Valley großgeworden zu sein bedeutet auch, dass ich ein wenig mehr über Rotwein weiß als normale Leute. Jetzt eine Ernte in einem für Weißwein spezialisiertem Weingut gemacht zu haben gab mir die Möglichkeit, mich selbst ins „kalte Wasser“ zu werfen um mehr zu lernen über etwas was ich nur ganz wenig kenne.
Mein Vater und ich waren immer einer Meinung, dass der beste Riesling der Welt aus Deutschland kommt. Es gab für mich eine Möglichkeit via eines Freundes meines Vaters ein Praktikum beim Weingut Bischel zu machen und ich habe mit der Zusage nicht lange gezögert.
Was sind denn die großen Unterschiede zwischen dem deutschen und dem australischen Weinbau?
Cadell Canute: In Deutschland, oder wenigstens in Appenheim, ist die Winzergemeinschaft im Ort wie eine eingeschworene Gemeinschaft, die sich gegenseitig gerne hilft. Sie sehen sich nicht unbedingt als Konkurrenten, sondern eher als ein Team. Das ist zwar auch ein klein wenig so in Australien, aber man bekommt das etwas schwieriger mit, da vieles genossenschaftlich organisiert ist.
Darum war es für mich so schön, die Ernte 2017 hier in Deutschland zu machen, da die Weingüter hier ähnlich arbeiten wie unser Familienweingut. Aber auch wenn wir den Wein sehr ähnlich machen, sind die Resultate jedoch ganz anders und das liegt am Klima und den Bodenbeschaffenheiten.
Was halten Sie von deutschen Weißweinen?
Cadell Canute: Eine schwierig zu beantwortende Frage weil es alleine schon in Rheinland-Pfalz so viele unterschiedliche Weingüter gibt mit anderen technischen Möglichkeiten. Wie dem auch sei, Deutschland hat eine Menge von großartigen Böden und das beste Klima für Weißweine.
Ich habe auf jeden Fall mit die besten Weißweine meines Lebens hier in Appenheim probieren dürfen. Es ist sehr schwierig hier einen Wein zu bekommen der mir nicht schmeckt.
Wenn Sie vorher gewusst hätten, was hier auf Sie zukommt, wären Sie dennoch gekommen?
Cadell Canute: Auf jeden Fall. Ich komme von einer Winzerfamilie, was bedeutet, dass ich schon immer in dem Prozess involviert war. Ich weiß, das bedeutet eine Menge Stunden harter Arbeit. Aber ich habe mich nie davor gescheut, hart zu arbeiten, insbesondere wenn es für etwas gut ist. Und ich hatte eine großartige Zeit im Weingut Bischel.
Wie sehen denn Ihre Pläne für die nächsten 5, 10 Jahre aus?
Cadell Canute: Ich plane meinen Studiengang in Adelaide abzuschließen, um meinen Horizont und das Wissen über die Welt wie auch mich selbst zu erweitern. Auch ein wenig Wein mit Dad zu machen. Und viel Wein zu probieren um auch hier meine Kenntnisse zu erweitern.
Eigentlich, auch wenn ich mir nicht ganz sicher bin, will ich weiter hart arbeiten und so viel wie möglich lernen und ich hoffe dann eines Tages zu wissen, wohin mein Weg mich führen wird.