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Diese deutschen Weinregionen müssen Sie kennen

Diese deutschen Weinregionen müssen Sie kennen
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In den deutschen Anbaugebieten finden derzeit einige Umbrüche statt. Trend-Rebsorten, klare Stile, hippe Ausbauarten: In diesen drei Weinregionen tut sich aktuell besonders viel.

13 Weinanbau-Regionen gibt es in Deutschland. Ihre Weine werden bisher zum grössten Teil im Heimatland getrunken. Dass ihr Ruf bei Weinkennern auch im Ausland steigt, ist den ambitionierten Winzern zu verdanken, die sich auf neue Stile einlassen und immer höhere Ansprüche an die Qualität ihrer Weine stellen. Viele Beispiele dafür finden sich zum Beispiel in den folgenden Regionen:

Pfalz – Das Burgunder-Wunder

Wird über die Pfalz berichtet, darf ein Bild nicht fehlen: Das Meer von rosa Blüten, das die Mandelbäume der Region jedes Jahr im Frühjahr bescheren. Sie stehen als Sinnbild für das warme, fast mediterrane Klima hier im Südwesten. Das Mandelbüten-Fest in Gimmeldingen läutet auch jedes Jahr den Reigen der zahllosen Weinfeste zwischen Pfälzerwald und Haardt-Gebirge ein.

Doch es ist nicht nur das Klima, das die Pfälzer Weine prägt: Die Winzer der Region gelten als besonders dynamisches Völkchen, das offen für Neues ist. So mancher Trend wurde hier erst gesetzt. Vorreiter waren sie beispielsweise beim Anbau der Burgunder-Sorten. Die Trendrebsorte der vergangenen Jahre schlechthin, der Grauburgunder, wurde hier früh in grossem Stil gefördert.

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Der Weissburgunder schloss sich an, und ausserdem wird nirgendwo anders in Deutschland so viel Sauvignon Blanc und Chardonnay angebaut. Beide Sorten wurden auch hier zuerst in Anbaugebieten in Deutschland zugelassen.

Bei den roten Burgundern steht natürlich der Spätburgunder an erster Stelle. Eine regionale Spezialität ist aber der Sankt Laurent. Diese rote Burgundersorte ist in ihrer Heimat Frankreich fast verschwunden – hier wird sie zu samtigen, oft kräuterig anmutendem Weinen verarbeitet.

Doch das bedeutet nicht, dass der Pfälzer Riesling seinen guten Ruf eingebüsst hätte – im Gegenteil. Er ist nach wie vor die meistangebaute Sorte in der Region. Ausgebaut werden sie alle so, dass für jeden Geschmack etwas dabei ist: frisch, klar und finessenreich ist der dominierende Weinstil. Doch auch immer öfter werden nicht nur rote, sondern auch weisse Burgundersorten im Holzfass ausgebaut, was ihnen Schmelz und Cremigkeit verleiht.

Und die Experimentierfreude geht weiter: Noch auf kleinem Niveau, aber mit stark steigender Tendenz finden die internationalen roten Rebsorten nun Eingang in die Pfälzer Weinberge: Cabernet Sauvignon, Merlot und manchmal sogar Tempranillo. Sie werden in der Pfalz gerne als Cuvées, teilweise mit regionalen Rebsorten, ausgebaut.

Rheinhessen – Die Aufsteiger

Die Scheurebe wird bei den rheinhessischen Jungwinzern immer beliebter
Die Scheurebe wird bei den rheinhessischen Jungwinzern immer beliebter

Rheinhessen ist mit mehr als 26.500 Hektaren Rebfläche das grösste deutsche Weinanbaugebiet, knapp vor der Pfalz. Die Region hat in den vergangenen 20 Jahren einen rasanten Aufstieg erlebt: Bis Mitte der 1990er Jahre fanden sich hier nur wenige Top-Erzeuger, das Geschäft mit Fasswein dominierte.

Zwar gibt es auch heute noch eine grosse Anzahl von Weingütern, die Trauben oder Wein an grosse Kellereien liefern. Aber es ist auch eine Generation von ambitionierten Jungwinzern herangewachsen. Bestens ausgebildet und meist mit Auslandserfahrung, führen sie neue, moderne Formen der Qualitätswein-Herstellung ein. So manche(r) gab dem elterlichen Weingut einen ganz neuen Drive.

Die Region wird oft als „Mosaik“ oder „Schmelztiegel“ bezeichnet. Denn unter dem Namen „Rheinhessen“ gibt es sie erst seit der Neuordnung Europas nach dem Wiener Kongress 1816. Die Böden sind unterschiedlich geprägt, mal vom Muschelkalk des Urmeeres wie im Mainzer Becken, mal von rotem Ton- und Sandstein wie am Roten Hang bei Nierstein, mal von Vulkanstein wie im Hügelland bei Alzey.

Vielfalt herrscht auch bei den Rebsorten: Während zum Beispiel an der Mosel oder im Rheingau der Riesling unangefochten dominiert, findet man in Rheinhessen ein so breites Spektrum wie in keinem einem anderen Gebiet. Riesling ist zwar hier mittlerweile auch die meistangebaute Sorte und hat vor nicht allzu langer Zeit damit den Müller-Thurgau überholt. Der Abstand zu anderen Rebsorten ist aber deutlich geringer als anderswo.

Lange Zeit war es bei rheinhessischen Winzern üblich, sehr viele unterschiedliche Rebsorten anzubauen. Dabei wurden gebietstypische Sorten wie Ortega, Auxerrois, Kerner oder Huxelrebe oft lieblich ausgebaut – ein Stil, der heute nur noch wenige Liebhaber findet. Ausserdem blieb bei so vielen verschiedenen Baustellen auch oft die Qualität des Einzelnen auf der Strecke.

Immer mehr junge Winzer sind deshalb nun heute dabei, diese Riesenpaletten zu straffen. Manchen reichen sogar nur vier oder fünf Rebsorten, dafür setzen sie mehr auf hochwertige Weine. Das fängt bei gut gemachten Gutsweinen an, und am oberen Ende stehen die Toplagen wie Appenheimer Hundertgulden, Bechtheimer Geyersberg, Niersteiner Hipping oder Elsheimer Blume. Bei den Rebsorten spielen Riesling und Spätburgunder meist die Hauptrollen.

In immer mehr Sortimenten der jungen Aufsteiger taucht heute aber auch die Scheurebe auf, der schon seit geraumer Zeit ein kleiner Hype vorausgesagt wird. Früher kam auch sie meist lieblich in die Flasche. Heute wird die Sorte mit der exotischen Aromatik immer öfter trocken oder halbtrocken ausgebaut. Den Trend zu mehr Weisswein aus dem Holzfass gehen auch viele junge Rheinhessen gerne mit. Auch der Spontanvergärung – also Weinbereitung ohne Reinzuchthefen – wenden sich die jungen Wilden immer öfter zu.

Franken – Die Rückkehr des Silvaners

Schlank, animierend, mit Struktur und Länge – diese Eigenschaften kennzeichnen einen Top-Silvaner. Kein anderes Anbaugebiet ist so berühmt für seine Weine dieser Rebsorte wie Franken. Früher wurde unter dem „fränkischen Stil“ ein recht erdiger Silvaner verstanden.

Die Mineralik von den Buntsandstein- und Kalkböden bringt der Franken-Silvaner auch heute noch hervor. Doch gleichzeitig hält zunehmend eine gewisse Leichtigkeit Einzug, gepaart mit Klarheit und mehr Frucht als früher. Reif, dicht und mit einer seidigen Textur fallen zudem die Silvaner-Spätlesen heute aus, die auch ein gewisses Reifepotenzial haben.

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Silvaner (und Rieslinge) aus der Region erkennt man oft schon von Weitem, und zwar an der typischen Flaschenform: dem Bocksbeutel. Die traditionelle bauchige Flasche hat gerade ein Update erhalten – denn in den vergangenen Jahren hatten sich vor allem junge Winzer von ihr abgewandt. Zu altmodisch fanden sie ihr Design, und griffen deshalb lieber zu Bordeaux- oder Burgunderflaschen.

Dagegen wollte der Fränkische Weinbauverband etwas unternehmen. Er engagierte den Verpackungsdesigner Peter Schmidt, zu dessen Referenzen u. a. die Apollinaris-Wasserflasche, die Milka-Kuh und Parfumflakons für Jil Sander und Hugo Boss gehören. Darüber hinaus ist er gebürtiger Oberfranke. Der „Bocksbeutel PS“ wurde auf der Prowein 2016 in Düsseldorf der Öffentlichkeit präsentiert, ab Sommer 2016 werden die ersten Flaschen gefüllt.

Über die Autorin

Alice Gundlach arbeitet seit 2005 als Journalistin, seit 2011 ist sie freie Autorin mit den Schwerpunkten Wein und Food. Davor schrieb sie schon als angestellte Redakteurin regelmässig über Weinthemen.

Sie ist spezialisiert auf die Weinregionen Deutschlands und Italiens.

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