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Alentejo – Ein echter Marquês zum Trinken

Alentejo – Ein echter Marquês zum Trinken
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Im Alentejo haben sich die beratenden Weinmacher einen Namen gemacht. Einige von ihnen stellen aber nicht nur den Kunden Wissen zur Verfügung, sondern vermarkten auch erfolgreich eigene Abfüllungen. Solche, die sich meist durch ein vorzügliches Preis-Leistungs-Verhältnis auszeichnen, technische Perfektion mit Individualität verbinden.

Das Wetter ist mild, aber gegessen wird drinnen. Für jemanden, der in der Hitze des Südens aufgewachsen ist, sind die Frühlingsmonate halt nicht wirklich geeignet, um Freiluftgenüsse zu zelebrieren. Im Speiseraum geht es an diesem Abend vor allem um Rotwein. Um jenen, den João Portugal Ramos in seinem eigenen Weinbauprojekt ausbaut, schon geraume Zeit.

Der Joao Portugal Ramos Marques de Borba Tinto 2015 bei Weinclub.com

Im Jahr 1990 begann er damit, nahe Estremoz Reben zu pflanzen, in einer Zeit, in der niemand das Alentejo unter die führenden Weinbauregionen Südeuropas einordnen wollte. Dem Weinmacher allerdings war das schon aufgefallen. Mit önologischen Projekten galt er als einer der führenden Berater des Landes. Dass man Portugal heute nicht nur mit Portwein in Verbindung bringt und mit durstlöschenden Weissweinen, ist auch ihm zu verdanken.

Alte Sorten, neue Technik

Weinreben im portugiesischen Gebiet Alentejo
Weinreben im portugiesischen Gebiet Alentejo

Die Entscheidung für die Anlage neuer Weinberge im Alentejo erfolgte nicht willkürlich, sondern wurde erstens im Hinblick auf die Lagen, zweitens mit Sinn für eine kluge Assemblage getroffen. Nicht alle Rebsorten eignen sich ja fürs Klima des Alentejo, und manche kommen erst im Zusammenspiel mit anderen zur Geltung. Der reinsortige Ausbau der Weine sei durchaus möglich, erläutert João Portugal Ramos, aber nicht die Regel.

Er praktiziert es selbst, wenn er beispielsweise Trincadeira, eine der ältesten roten Sorten des Alentejo, als puren, saftigen und nachhaltigen Rotwein ausbaut. Doch er weiss auch, wie gut sich diese Spezialität mit Alicante Bouschet assemblieren lässt, dass Aragonez mit Petit Verdot klarkommt, dass die weisse Sorte Antão Vaz mit ihrer kraftvollen Frucht von etwas Arinto, sogar von Viognier profitiert.

Es muss übrigens nicht immer typisch portugiesisch sein: Neben Roupeiro, Castelão oder Rabo de Ovelha findet man hier auch Syrah und Sauvignon Blanc. Und lernt, dass sich alte und neue Techniken sehr wohl miteinander verbinden lassen.

Traditionelles Stampfen der Trauben mit den Füssen, um die Inhaltsstoffe der Schalen herauszulösen, ohne die Kerne zu quetschen, wird hier für die besten Partien praktiziert, der Ausbau im temperaturkontrollierten Stahltank ist aber auch Stand of the Art. Tradition und Moderne kommen sich nicht in die Quere, sondern ergänzen sich.

Ein Name, vier Varianten

Den Klassiker namens Marquês de Borba, der mitnichten nach einem echten Adeligen benannt wurde, gibt es übrigens mehrfach. Als kraftvollen, aber leicht zugänglichen Rotwein, in gebrauchten Fässern ausgebaut, als frischen Weisswein und finessenreichen Schaumwein (wer hätte so was Frisches dem warmen Alentejo zugetraut!).

Die rote Reserva besitzt mehr Alkohol und Tannine – der Ausbau erfolgte in neuen Barriques –, behält aber die Ramos-typische Frische. Genau die ist sogar im Vintage Port zu finden, den der Winemaker ganz zum Schluss ausschenkt.

Er stammt natürlich nicht aus dem Alentejo, sondern vom Douro, zwei Autostunden weiter im Norden, ist straff und trotz aller Süsse lang und komplex, zeigt eine animierende Säure. Ein Weinmacher der kreativen Klasse eines João Portugal Ramos wäre wohl auch unterfordert, müsste er sich nur mit einer einzigen Weinbauregion beschäftigen!

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João Portugal Ramos Marquês de Borba Tinto 2015:
Kraftvoller, saftiger Rotwein, leicht zugänglich, mit offener Frucht, Noten von Cassis und getrockneten Beeren, dazu milde Tannine, beachtliche Länge. 87 von 100 Punkten.

Über den Autor

Wolfgang Faßbender ist seit 25 Jahren als freier Journalist in den Bereichen Wein und Gastronomie tätig. Der gebürtige Leverkusener hat mehr als 80 Bücher geschrieben oder herausgegeben, arbeitet für viele Zeitschriften und mehrere Zeitungen, testet sich als Restaurantkritiker durch die Welt.

Er pendelt zwischen seinen Wohnsitzen im Rheinland und Zürich.

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